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Bootstrapping-Finanzierung: Selbstfinanzierung von Unternehmen

Der Begriff Bootstrapping-Finanzierung kommt in der Betriebswirtschaft als modernes Synonym für die Selbstfinanzierung eines Unternehmens zum Einsatz. Dabei spielen zwei Vorgehensweisen die Hauptrolle. Dazu gehören die offene und die verdeckte Selbstfinanzierung. Die Bootstrapping-Finanzierung ist für Existenzgründer besonders interessant, weil sie die Kosten für die Nutzung von Fremdkapital spart. Dadurch ist von Beginn an eine Maximierung der Gewinne möglich.

Woher stammt das Kapital bei einer Bootstrapping-Finanzierung?

Den Schwerpunkt macht das Kapital aus, welches ein Existenzgründer selbst mitbringt. Hinzu kommen Fördermittel, die der Staat in den verschiedensten Formen gewährt. Die Palette reicht von Investitionszuschüssen bis hin zu Leistungen des Arbeitsamts. Darüber hinaus zählen zum Startkapital bei der Bootstrapping-Finanzierung die Sachwerte, welche der Gründer als Betriebsausstattung einbringen kann. Typische Beispiele dafür sind Betriebsräume in eigenen Immobilien, Fahrzeuge, Computer und Möbel.

Bootstrapping-Finanzierung: welche Rolle spielt das Leasing beim Bootstrap-Start?

Das Leasing hat sich als Bestandteil einer Bootstrapping-Finanzierung bewährt. Durch die Nutzung solcher Angebote brauchen die Existenzgründer in der Startphase die Kosten für den Kauf von Betriebsausstattungen nicht aufzubringen. Stattdessen zahlen sie monatliche Raten, die mit den Gewinnen aus dem Verkauf erster Produkte und Dienstleistungen finanziert werden können. Dort macht sich bemerkbar, dass die Bandbreite der über Leasing verfügbaren Ausstattungen ständig wächst. Sie reicht mittlerweile von Fahrzeugen über Maschinen bis hin zu Computern und Kopierern. In der Gastronomie gibt es Leasingangebote sogar für Theken und Mobiliar. Allerdings sollten Existenzgründer beachten, dass auf Dauer die Leasingangebote teurer als ein Kauf sind. Deshalb sollten sie sich Vorkaufsrechte zum Festpreis zum Ende des Leasingzeitraums sichern.

Wieso sind bei der Bootstrapping-Finanzierung Reserven notwendig?

Zur Deckung der laufenden Betriebsausgaben kommen bei der Bootstrapping-Finanzierung neben dem Startkapital lediglich die erzielten Gewinne zum Einsatz. Allerdings müssen sich die Verkaufszahlen und damit die Gewinne zuerst einmal entwickeln. Deshalb sollten sich Existenzgründer beim Bootstrap-Start Finanzreserven sichern. Das Hilfsmittel der ersten Wahl sind dabei Familienangehörige und Freunde als Kapitalgeber. Auf dem zweiten Platz landen Darlehen von Lieferanten. Sie verursachen Zusatzkosten in Form von Zinsen. Deshalb müssen Existenzgründer die Lieferantendarlehen schnellstmöglich abbauen. Außerdem handelt es sich dabei lediglich um sehr kurzfristig nutzbare Kapitalquellen. Die meisten Lieferantendarlehen stellen in der Praxis Aufschübe der Fälligkeit von Rechnungen um drei Monate dar. Über diese Frist hinausgehende Aufschübe gewähren Lieferanten aufgrund des Risikos eines Zahlungsausfalls in der Regel nicht.

Warum sind bei der Selbstfinanzierung enge Kontakte zu Banken unverzichtbar?

Existenzgründer streben durchweg eine schnelle Erhöhung des Absatzes ihrer Dienstleistungen und Produkte an. Dadurch steigt auch ihr Finanzbedarf kontinuierlich. Vor allem bei materialintensiven Produkten reichen die Eigenmittel und die Gewinne oftmals nicht für die Erweiterung der Produktionskapazitäten. Hinzu kommt, dass für eine Erhöhung des Produktionsausstoßes mehr Personal notwendig ist. Eine stetige Kommunikation mit der Hausbank sichert verlässliche Einschätzungen der betrieblichen Entwicklung. Können die Bankberater die Absatz- und Gewinnentwicklung live mitverfolgen, sind sie eher bereit, schon kurz nach dem Start einen Gewerbekredit zu geben.

Welche Anforderungen müssen Start-ups bei der Bootstrap-Finanzierung erfüllen?

Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist die Bereitschaft für einen schnellen Start des operativen Geschäfts. Das heißt, Gründer brauchen für eine Bootstrapping-Finanzierung eine optimale Vorbereitung. Die ersten Abnehmer für die Produkte und Dienstleistungen sollten beim Start bereits warten. Dafür gibt es mittlerweile spezielle Plattformen, die sich mit dem sogenannten Crowd-Funding beschäftigen. Dort können Existenzgründer das Geld für die Aufnahme der Produktion von ihren künftigen Kunden sammeln. Die Kunden selbst finanzieren dabei die Produktion der von ihnen bestellten Waren vor. Damit sind für den Existenzgründer allerdings auch Risiken verbunden. Er muss die im Voraus bezahlten Produkte zu einem bestimmten Zeitpunkt liefern. Das Crowd-Funding als ein Weg der Bootstrap-Finanzierung ist nur ratsam, wenn die Produktion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit termingerecht startet.

Was kommt auf die Gründer bei der Selbstfinanzierung noch zu?

Existenzgründer müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass der persönliche Arbeitszeitaufwand in der Startphase bei der Bootstrapping-Finanzierung extrem hoch ist. Die Gewinne müssen in vollem Umfang in die Finanzierung der Betriebsausgaben fließen. Deshalb kommt die Delegierung von Aufgaben an teure Fachkräfte in der Startphase nicht infrage. Stattdessen müssen die Gründer möglichst viele Arbeiten selbst erledigen. Für die Neuunternehmer zieht das die Notwendigkeit nach sich, die Unterstützung der Familie im Rücken haben zu müssen. Dieser Aspekt ist vor allem bei Existenzgründern mit Kindern sehr wichtig, wobei es vor allem auf die Kinderbetreuung ankommt. Eine Arbeitswoche mit 80 Stunden und mehr ist bei Existenzgründungen mit einer Bootstrapping-Finanzierung keine Seltenheit.

Was ist für den Erfolg einer Bootstrapping-Finanzierung wichtig?

Das Hauptziel besteht darin, sehr schnell Gewinne zu erzielen. Daraus leiten sich mehrere Schwerpunktaufgaben ab. Ganz vorn rangiert dabei die bestmögliche Effizienz beim Einsatz der vorhandenen Ressourcen. Das hat deutliche Auswirkungen auf den Einkauf, denn der Aufbau großer Materialvorräte kommt beim Start mit einer Bootstrapping-Finanzierung nicht in Frage. Das heißt, Existenzgründer sind gezwungen, bei der Auswahl ihrer Lieferanten großes Augenmerk auf die Zuverlässigkeit und Termintreue zu legen. Allerdings hat der Einkauf in kleinen Mengen auch Nachteile, denn viele Unternehmen gewähren Mengenrabatte. Existenzgründer müssen deshalb bei ihrer Finanzplanung etwas höhere Materialkosten berücksichtigen. Das schmälert aber leider auch die erzielbaren Gewinne.

 

Wieso erfordert die Selbstfinanzierung viel Flexibilität?

Für Existenzgründer mit Selbstfinanzierung wäre es fatal, das vorhandene Kapital durch erhebliche Bestände beim fertigen Endprodukt zu binden. Das erfordert wiederum flexible Reaktionen auf schnelle Veränderungen der Nachfrage. Die Gründer müssen sich also mit der Frage beschäftigen, wie sie die Produktion mit ihren geringen Mitteln schnell hochfahren können. Eine Möglichkeit wäre es, Teile der Produktion als sogenannte Lohnaufträge an andere Firmen zu verlagern.

 

Das hat jedoch einen erheblichen Nachteil, der sich besonders bei innovativen Produkten bemerkbar macht. Die ausführenden Firmen bekommen tiefe Einblicke in die neuen Technologien und könnten mit Nachbauten zu Konkurrenten werden.

Lohnaufträge sollten Existenzgründer mit Bootstrapping-Finanzierung also erst dann erteilen, wenn sie die Sicherheit eines Produktmusterschutzes oder (noch besser) eines Patents haben.

 
Bootstrapping-Flexibilität
 

Warum steht bei der Bootsrapping-Finanzierung der Cashflow im Fokus?

Als Cashflow bezeichnen Betriebswirtschaftler die verfügbaren Finanzmittel eines Unternehmens. Sie dienen beispielsweise der Bezahlung von Mieten, Leasingraten, der notwendigen Energie und der Materialeinkäufe. Der Cashflow benötigt also regelmäßig Nachschub. Bei einer Bootstrapping-Finanzierung sind Entnahmen in der Startphase nicht möglich. Die Existenzgründer müssen also schauen, wie sie ihren Lebensunterhalt in den ersten Monaten nach dem Start finanzieren können. An dieser Stelle spielen staatliche Förderungen und die Unterstützung der Familie eine wichtige Rolle. Außerdem kommt es auf ein gesundes Maß Sparsamkeit an. Statt Werkstatträume anmieten zu müssen, könnte die vorhandene Garage als erste Produktionsstätte dienen. Wie schnell sich aus einem solchen Garagenbetrieb ein riesiges Unternehmen entwickeln kann, zeigt beispielsweise die Geschichte der Apple Corporation.

 
 

Wieso darf die Sparsamkeit nicht in Geiz ausarten?

Der sparsame Umgang mit finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen ist bei der Bootstrapping-Finanzierung oberstes Gebot. Allerdings sollten es Existenzgründer mit der Sparsamkeit nicht übertreiben, denn das kann die Erfolgschancen des Start-ups erheblich gefährden. Zu knapp bemessene Materialvorräte bergen ein hohes Risiko von Produktionsausfällen. Dadurch müssen Kunden länger auf die Bearbeitung ihrer Bestellungen warten. In der Folge erreichen die Gründer ihre gesetzten Ziele beim Aufbau eines Kundenstamms nicht und handeln sich außerdem schlechte Bewertungen ein. Das ist nur ein Beispiel für die möglichen Konsequenzen einer übertriebenen Sparsamkeit.

Welche Rolle spielt die Vorbereitung für den Erfolg einer Bootstrap-Finanzierung?

Ob die Unternehmensgründung mit einer Bootstrapping-Finanzierung erfolgreich ist, hängt in entscheidendem Maße von einer guten Vorbereitung ab. Das gilt sowohl für die Produktion selbst als auch für den Vertrieb. Die ersten Werbemaßnahmen sollten bereits vor der eigentlichen Gründung starten, um einen schnellen Absatz der Waren und Dienstleistungen zu sichern. Das wird allerdings für Gründer schwierig, die ergänzende Fördermittel nutzen. Der Start darf dabei erst nach dem verbindlichen Bescheid für die Fördermittel erfolgen. Sie müssen wissen, dass es Ausnahmen gibt, die jedoch für jeden Einzelfall einen individuellen Antrag und eine schriftliche Zustimmung der Förderstelle erfordern.

 

Wie können Existenzgründer mit Selbstfinanzierung die Erfolgschancen steigern?

An dieser Stelle kommen die sogenannten Business Angels ins Spiel. Sie sind nicht in jedem Fall Investoren, die Barmittel zur Verfügung stellen und Beteiligungen an Start-ups erwerben. Die Business Angels vermitteln beispielsweise auch geschäftliche Kontakte für den schnellen Aufbau von Kooperationen. Andere Business Angels öffnen ihre eigenen Vertriebskanäle für die geförderten Existenzgründer. Die Bereitstellung von Produktionskapazitäten für Lohnaufträge ist ebenfalls eine übliche Vorgehensweise. Außerdem profitieren die Existenzgründer von den Erfahrungen der Business Angels. Durch die Vermeidung häufiger Risiken steigt die Chance, mit einer Bootstrapping-Finanzierung ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen.

Wie trägt eine optimale Personalauswahl zum Erfolg der Bootstrap-Finanzierung bei?

Existenzgründer müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass sie bei der Bootstrapping-Finanzierung besonders engagierte und verständnisvolle Mitarbeiter brauchen. Infrage kommen nur Mitarbeiter, die voll hinter dem Konzept und dem Produkt stehen. Sie müssen bereit sein, beispielsweise in der Startphase Zugeständnisse bei der Entlohnung zu machen.

Außerdem ist durch die knappen Personalressourcen nach der Gründung bei den Angestellten die Bereitschaft zur Leistung von Überstunden erforderlich. Aufgrund der begrenzten finanziellen Reserven sind Existenzgründer gut beraten, wenn sie nur Mitarbeiter einstellen, die von der Arbeitszeit her flexibel sind. Das ist für einen kostenneutralen Ausgleich der Überstunden notwendig.

Wie funktioniert die Bootstrapping-Finanzierung bei Bestandsunternehmen?

Bei Bestandsunternehmen sind Bootstrapping-Finanzierungen ebenfalls üblich. Die gängigsten Varianten sind die offene und die verdeckte Selbstfinanzierung. Im Rahmen der offenen Selbstfinanzierung kommen die erzielten Gewinne nicht zur Ausschüttung, sondern verbleiben als Investitionen im Unternehmen. Das heißt, die Gesellschafter verzichten auf ihren Gewinnanteil. Dabei ist es im Interesse einer niedrigen Steuerlast üblich, eine Ausschüttung in Kombination mit einer Erhöhung des Stammkapitals durchzuführen.

 

Was ist eine verdeckte Selbstfinanzierung bei bestehenden Firmen?

 
Bootstrabing-Bestandsunternehmen
 

Der Begriff verdeckte Selbstfinanzierung kommt für alle Maßnahmen zum Einsatz, die von außen nicht sichtbar sind. Ein Beispiel dafür ist die Auflösung stiller Reserven in Form von Rückstellungen.

Bei den Rückstellungen handelt es sich um Finanzreserven, die für einen bestimmten Zweck aufgebaut wurden. Zu den häufigsten Fällen gehören Rückstellungen für Ersatzanschaffungen oder Betriebserweiterungen.

 

Zusätzlich können Bestandsunternehmen bei der verdeckten Bootstrapping-Finanzierung die bestehenden Wahlrechte bei der Bilanzierung ausnutzen.

 

Welche Rolle spielt der Lohmann-Ruchti-Effekt bei der Bootstrap-Finanzierung?

Dabei handelt es sich um den Idealzustand, den Existenzgründer mit einer Bootstrapping-Finanzierung anstreben müssen. Das heißt, der Absatz schafft es, den kompletten Produktionsausstoß vollständig auf dem Markt zu verkaufen. Die über Abschreibungen erzielten Rückflüsse in den Cashflow fließen direkt als Investitionen in gleichartige Neumaschinen. Dadurch erfolgt eine Erweiterung der Kapazitäten ohne Kapitalzufuhr von außen. Gleichzeitig entsteht durch den Lohmann-Ruchti-Effekt eine Steuerersparnis, weil die Investitionen als betriebliche Ausgaben den zu versteuernden Gewinn reduzieren. Damit sinkt die Steuerlast, was wiederum den verfügbaren Cashflow erhöht.

 
 

Welchen Beitrag leistet der steuerliche Spielraum noch?

Bei einer Bootstrapping-Finanzierung ist es wichtig, das gesamte Sparpotential auf der Ausgabenseite vollständig auszunutzen. Dabei spielen steuerliche Aspekte eine entscheidende Rolle. So ist es beispielsweise lohnenswert ein komplexes Computersystem in Einzelteilen zu kaufen. Fallen die Einzelteile vom Preis her unter die GWG, können die Kosten sofort in voller Höhe als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Das reduziert den steuerlich relevanten Gewinn. Die damit erzielte Differenz bei der Steuerlast steht als Cashflow und damit als Barmittel für die Erweiterung des Unternehmens zur Verfügung. Deshalb ist es für Existenzgründer mit Bootstrap-Finanzierung besonders wichtig, einen erfahrenen Steuerberater an der Seite zu haben.

Fazit: Welche Vorteile und Nachteile bringt die Bootstrapping-Finanzierung mit?

Der größte Pluspunkt bei der Bootstrapping-Finanzierung ist, dass keine Zusatzkosten für die Nutzung von Fremdmitteln anfallen. Alle erzielten Einnahmen fließen dadurch direkt in den Cashflow des Unternehmens. Allerdings müssen sich Existenzgründer hohen Anforderungen stellen. Sie beginnen bei einer optimalen Vorbereitung, deren Ziel der schnelle Verkauf der ersten Produkte und Dienstleistungen ist. Die Gründer benötigen ein überdurchschnittliches Engagement und Durchhaltevermögen, da in der Startphase das Geld oft nicht für die Einstellung von Personal reicht.

Bei einer Bootstrapping-Finanzierung kommt es darauf an, alle verfügbaren Ressourcen mit der bestmöglichen Effizienz einzusetzen. Sparsamkeit ist ein Muss, aber sie darf nicht in Geiz ausarten. Alle erzielten Gewinne müssen möglichst für notwendige Investitionen im Unternehmen verbleiben. Das geht häufig mit Einschnitten bei der privaten Lebensführung der Gründer einher, weil die Entnahme eines Unternehmerlohns den Cashflow schmälert. Deshalb kommt die Selbstfinanzierung nur für Gründer infrage, die ihre Lebenshaltungskosten in der Startphase aus anderen Quellen absichern können. Die Kooperation mit Business Angels, die nicht als Geldgeber fungieren, ist in der Startphase sehr sinnvoll. Start-ups mit Bootstrap-Finanzierung sollten engen Kontakt mit ihrer Bank halten. Nur so bekommen sie bei einer guten Unternehmensentwicklung schnell Gewerbekredite für Erweiterungen der verfügbaren Produktionskapazitäten.

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