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Nullzinspolitik beflügelt Kreditbestand – Unternehmenskredite stark nachgefragt

Noch nie waren Kredite für Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler so günstig. Die EZB und andere europäische Notenbanken wollen die Wirtschaft mit historischen Zinssätzen der Nullzinspolitik massiv ankurbeln. Bereits seit Jahren wirken sie mit einem extremen Niedrigzins auf die Volkswirtschaften ein. Viele Unternehmen nutzen die Möglichkeiten und investieren, sanieren und modernisieren. Was die Hintergründe dieser Politik sind und warum auch Sie unbedingt jetzt aktiv werden sollten, erfahren Sie hier.

 
 

Durchschnittliches Zinsniveau 1,29% für Unternehmensschulden – historischer Tiefstand

Die Pleite der Lehman Investmentbank erschütterte am 15. September 2008 die anscheinend so unerschütterlichen Fassaden der Bankenwelt. Plötzlich war nichts mehr in der Finanzbranche, wie es vorher war. Die Insolvenz der US-Bank löste nicht nur in ihrem Heimatland eine Erosion aus, sondern weltweit. Aktienkurse fielen ins Bodenlose, Anleger bekamen Panik. Zu Recht, denn Börsenwerte in zwölfstelliger Höhe verschwanden im Nichts.

Statt Panik erfasste Finanzaufseher in aller Welt die Erkenntnis, dass sie sich zu sehr hatten blenden lassen von glänzenden Fassaden und charismatischen Auftritten der Banker. Sie wussten viel zu wenig über die wirtschaftliche Situation der Kredithäuser und deren Geschäftspolitik. In der Folge wurden die nationalen und internationalen Finanzregeln neu aufgestellt. Bestehende Regeln verschärften die Aufsichtsbehörden, fehlende wurden ergänzt. Der administrative Aufwand der Banken und Sparkassen erhöhte sich dadurch. Die Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden auch.

Zugleich senkten die Zentralbanken die Leitzinsen und stützten mit Anleihekäufen die Märkte. Ein nie da gewesenes Programm, das bis heute Bestand hat. Daran beteiligt sind neben der Europäischen Zentralbank (EZB) auch die amerikanische FED sowie japanische und englische Notenbanken. Eine der wesentlichen Aufgaben der beteiligten Zentralbanken ist es, u. a. mithilfe schwacher Zinsen die Konjunktur zu befeuern oder durch hohe Zinsen sich anbahnende Konjunkturblasen zu vermeiden. Jetzt versuchten sie mithilfe historischer Konditionen und Ankäufen, die in Schwingung gekommene Finanzwelt zu stabilisieren.

Die Anschubhilfe durch die Nullzinspolitik der EZB führte den Leitzins von 4,25 % bis auf heutige 0,00 %. Unternehmenskredite gibt es aktuell für den durchschnittlichen Zinssatz von 1,29 %. Dieses Angebot soll Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler dazu animieren, mehr Kredite aufzunehmen und dadurch mehr Investitionen zu tätigen, von denen die Wirtschaft profitiert. Ein Experiment, das ebenso neu wie umstritten ist. Kritiker sprachen dem Konstrukt jegliche Praxisfähigkeit ab. Sie irrten, wie sich zeigen sollte.

Nachfrage nach Krediten steigt

Nachdem das unerwartete Angebot entgegen den Erwartungen der EZB in Deutschland nur schleppend angenommen wurde, senkte sie den Einlagensatz. Dieser wird für das geparkte Geld der Kreditinstitute bei Notenbanken gezahlt bzw. verlangt. Je geringer der Satz, den der EZB-Rat festlegt, desto weniger parken die Banken und Sparkassen ihre Mittel zentral bei den Notenbanken. Stattdessen vergeben sie nicht benötigte Gelder als Kreditmittel.

Damit war das Ziel der EZB erreicht. Im September 2019 beträgt der Einlagensatz -0,50 %, was bedeutet, dass die Banken für das Parken ihrer Gelder bezahlen müssten. Spätestens jetzt waren auch die zurückhaltendsten Kreditinstitute bereit, Darlehen an Unternehmen zu vergeben. Und das machte sich in den Zahlen bemerkbar: Der Münchner Investment-Bank und Finanzierungsspezialist FCF Fox Corporate Finance GmbH ermittelte, dass der Kreditbestand im Frühjahr 2019 gegenüber 2018 um bemerkenswerte 6,6 % angestiegen ist. Ein Anstieg, der seit Beginn dieses Jahrzehnts nicht mehr festgestellt worden war.

Während sich die Kreditinstitute angesichts der massiven Motivation zur Kreditvergabe neu positionierten, profitieren Unternehmen und angehende Selbstständige von der wohl einmaligen Chance. Letztere sparen oft schon lange auf eine Existenzgründung hin, beispielsweise als Kapitalgesellschaft, die bisher zu kostspielig war. Die hohen finanziellen Belastungen für Fremdmittel in Verbindung mit meist strengen Prüfkriterien der Kreditinstitute haben viele Startups vom letzten Schritt abgehalten. Jetzt reduzierten die inländischen und ausländischen Kreditinstitute ihre Darlehenszinsen so sehr, dass es allen Marktteilnehmern ermöglicht wurde, zu investieren.

Passend zur Nullzinspolitik gestalteten die Kreditinstitute ihre Prüfkriterien innerhalb des gesetzlichen Rahmens etwas moderater. Ein willkommener Schritt. Denn noch immer sind Banken und Sparkassen eher vorsichtig hinsichtlich ihrer Risikobereitschaft. Vor allem Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler gehören zu den potenziellen Kreditnehmern, deren Bonität und Sicherheiten streng auf Unregelmäßigkeiten und Schwachpunkte kontrolliert werden. Ein Umstand, der gerade bei dieser Kundengruppe auch bei bester Unternehmensführung eintreten kann.

Nullzinspolitik bewegt: Nahezu alle Marktteilnehmer im deutschen Markt aktiv

 

Die Kreditvergabepolitik wird durch immer mehr Auslandsbanken durchmischt, die deutsche Kunden als attraktiven Markt entdeckt haben. Sie agieren in der Darlehensbewilligung häufig anders als deutsche Banken. Letztere reagierten auf den veränderten Wettbewerb rasch mit der Lockerung einiger Richtlinien, sodass die Kreditvergabe für Bank und Kunden immer häufiger zur Win-win-Situation wird.

Ablehnungen beschränken sich auf drastische Fälle, zumal fehlende Sicherheiten durch die Inanspruchnahme von Bürgschaftsbanken kompensiert werden können. Profitieren können auch die Staaten der EU von der Nullzinszinspolitik. Denn die hohe Verschuldung vieler Länder war für diese längst zu einem Hamsterrad geworden.

 

Deutsche Kunden attraktiver Markt für Auslandsbanken

 

Die hohe Zinsbelastung verhinderte in vielen Volkswirtschaften dringend notwendige Investitionen. Eine Konsolidierung war in dieser Situation kaum möglich. Auch die deutsche Staatsverschuldung ließ sich durch dir Nullzinspolitik der EZB erfreulich reduzieren. Schon Zahlen aus 2015 verdeutlichen die Entlastung, denn Deutschland sparte 43 Milliarden Euro an Schuldzinsen. Durch die Nullzinspolitik konnten Staaten weitere Mittel darüber hinaus fast kostenlos aufnehmen.

Eine noch nie da gewesene Situation. Sogar Geld verdienen kann der Staat inzwischen mit der Nullzinspolitik. Denn deutsche Staatsanleihen gibt es längst nicht mehr mit geringeren Zinsen, sondern mit negativen Renditen. Ein Paradoxon, das dennoch angenommen wird. Die als besonders sicher geltenden Papiere sind es Anlegern in Zeiten von Strafzinsen wert, für die Geldanlage zu bezahlen, statt zu verdienen.

Seit Kreditzinshöhepunkten in den 1980er und 1990er Jahren gingen Kreditzinsen kontinuierlich zurück

Die historischen Konditionen brachten vor allem für Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler eine erfreuliche Entlastung. Denn für diese Kundengruppe war die Aufnahme von Fremdmitteln in den Jahrzehnten vor der Nullzinszinspolitik nicht nur ein kostspieliges Vorhaben, sondern auch ein schwieriges. Gerade diese Antragsteller wurden von Banken und Sparkassen auf Herz und Nieren geprüft. Dies insbesondere seit der Bankenkrise, denn auch die Aufsichtsbehörden hatten die Kriterien für eine Kreditvergabe erschwert. Kleine und mittlere Unternehmen bekamen häufig kaum eine Möglichkeit, an günstige Fremdmittel zu kommen.

Das höhere Risiko eines Unternehmenskredites preisten die Banken derart ein, dass es für viele Firmen fast unerschwinglich wurde, einen Kredit aufzunehmen und störungsfrei zu bedienen. Freiberufler hatten aufgrund stark schwankender Einkünfte und fehlender Sicherheiten noch geringere Chancen, an bezahlbare Kredite zu kommen.

Zumindest bei kleinen und mittleren Unternehmen hat sich die Situation vollkommen verändert. Mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 1,29 % sind Fremdmittel so günstig wie. Mit Gänsehaut denkt mancher an die Hochphasen der Kreditzinsen für Unternehmenskredite. In den 1980er Jahren verlangten die Banken satte 13 % und im darauffolgenden Jahrzehnt immer noch 11 %. Da lagen Investitionen kaum im Budget.

Die Kreditmargen der Banken wurden im Gegenzug jedoch leicht angehoben. Sie bewegen sich nun bei 1,47 %, was ohne die Senkung der Euribor- und Swap-Sätze eine Erhöhung der Belastungen für Kreditnehmer bedeutet hätte.

Gründe: nach wie vor rückläufige Euribor- und Swap Sätze

Durch die stetig gesenkten Swap- und Euribor-Sätzen wurde eine Erhöhung der Kreditmargen kompensiert oder sogar überkompensiert. Diese beiden Sätze wirken sich dabei unmittelbar auf Kredite aus.

Euribor steht für Euro Interbank Offered Rate. Es ist der Zinssatz, der von Banken verlangt wird, die sich untereinander Anleihen gewähren. Diese werden in Euro ausgegeben und können Laufzeiten von einer Woche bis 12 Monate haben. Der Einfluss des Euribor reicht jedoch viel weiter, denn er wirkt auch auf Sparkonten, Hypotheken oder Zins-Futures. Dabei gibt es eigentlich nicht den einen Euribor, sondern 5 verschiedene Euribor-Werte. Hier die aktuelle Euribor-Spanne:  -0,325 % bis -0,502 %.

Mit den außerbörslichen Geschäften namens Swap dagegen können Zahlungsströme ausgetauscht und abgesichert werden. Es handelt sich um standardisierte Finanzverträge, die auf der International Swaps and Derivates Association basieren. Das Ziel dieser Kontrakte ist die Risikominimierung u. a. in der Finanzierung. Sie sind leicht handelbar und vertraglich gefixt hinsichtlich der Laufzeiten und ihrer Fälligkeiten. Mit Swaps können beispielsweise Geldimporte und -exporte innerhalb einer Volkswirtschaft beeinflusst werden. In der Regel werden sie von Kreditinstituten und Finanzierern untereinander abgeschlossen.

EZB-Entscheidungen können weiterhin Niedrigzins beeinflussen

Das Hauptziel der EZB und der übrigen Notenbanken, die Wirtschaft anzukurbeln, ist ihnen in großen Teilen gelungen. Viele Unternehmen haben die Möglichkeit genutzt, sich einen günstigen Kredit zu sichern, und tun es noch. Erstaunlicherweise wird die Kreditvergabe jedoch von weniger Unternehmen in Anspruch genommen, als von den Notenbanken prognostiziert. Gründe dafür gibt es sicher einige. Es wird gemutmaßt, dass die meisten Unternehmen in Deutschland aktuell keinen Kredit benötigen oder sie diesen bereits anderweitig erhalten haben. Auch herrscht die Meinung, dass gerade junge Unternehmen noch nicht so weit sind, um Bedarf an Investitionskrediten anzumelden.

Die Kunden werden jedoch oft von anderen Gründen abgehalten. Gerade junge oder in Schieflage geratene Unternehmen berichten von schwierigen Antragsprozeduren. Häufig kommen sie an die günstigen Fremdmittel nicht heran. Davon können auch Freiberufler berichten. Banken und Sparkassen haben zwar ihre Kriterien zur Kreditvergabe gelockert, sind jedoch immer noch eher restriktiv gegenüber bestimmen Gruppen von Selbstständigen eingestellt. Bereits geringe Abweichungen des antragstellenden Selbstständigen oder des Unternehmens von den Kriterien der Bank führt zu kritischen Nachfragen oder gar zur Ablehnung.

Nullzinspolitik verlängert – Zinswende auf 2020 verschoben

Sparer in der EU sind nicht besonders angetan von der Nullzinspolitik der Notenbanken. Vorbei sind die erfreulichen Erträge auf Sparbüchern, für öffentliche Anleihen oder sonstige Anlagen. Ganz im Gegenteil werden immer häufiger Negativzinsen verlangt, sobald Kunden ihr Erspartes auf den Konten der Kreditinstitute parken. Ein Verlustgeschäft, das die privaten Reserven ständig schrumpfen lässt.

In der Folge ist die Motivation, Gelder anzulegen, gesunken. Kunden geben ihr Geld lieber aus oder investieren es in Immobilien. Ein vordergründiges Ankurbeln der Wirtschaft mit Folgen. Denn damit geht auch die sinkende Bereitschaft einher, Mittel in die Altersvorsorge zu investieren. Ein Defizit, das sich im Rahmen der demografischen Entwicklung noch bemerkbar machen wird.

Unternehmen und Selbstständige dagegen profitieren zweifelsfrei von der Nullzinspolitik. Diesen Umstand hat der Befürworter und Motivator der Zinspolitik, EZB-Präsident Mario Draghi, zu einer weiteren Verschiebung veranlasst. Die Zinswende werde nicht vor 2020 kommen. Dass sie jedoch kommt, schließt aktuell niemand aus. Die Luft nach unten wird zunehmend dünner, denn die Notenbanken haben weitgehend ihre Möglichkeiten ausgereizt, die Kredite noch weiter zu vergünstigen.

Fazit & Ausblick

Die umstrittene Politik der EZB mit Niedrigzins brachte bislang mehr Kunden und Banken zusammen als auseinander. Das müssen auch Kritiker anerkennen. Unternehmen nahmen Investitionen vor, die sie aufgrund zu hoher Fremdmittelkosten bereits von der Planung gestrichen oder auf später verschoben hatten. Damit ist das Ziel der Notenbanken in Deutschland erreicht worden.

Die Schattenseite trifft jedoch private Sparer immer stärker. Denn die paradoxe Umkehr ökonomischer Grundsätze wirkt sich auf die private Wirtschaft aus. Wenn Schulden fast umsonst aufgebaut werden können und die Anlage des Vermögens stattdessen Geld kostet, belastet das eine Volkswirtschaft auf Dauer. Das Ergebnis zeigt sich in Deutschland sukzessive: Die Wirtschaftslage trübt sich zunehmend ein. Ein Ende der Niedrigzinsphase scheint damit unausweichlich. Es ist daher davon auszugehen, dass die Zinsen in absehbarer Zeit angehoben werden.

Unternehmen sollten sich nun kurzfristig mit einer Kreditvergabe befassen, solange die Notenbanken sich noch nicht zu einer Erhöhung entschlossen haben. Am besten werden Sie noch in den nächsten Monaten aktiv. Nutzen Sie die Chance, auch in den kommenden 10-15 Jahren vom historischen Niedrigzins profitieren zu können.

Nullzinspolitik nutzen: die Möglichkeiten für KMUs

Unser Tipp: Schulden Sie teure Kredite um und ziehen Sie Investitionen vor. Insbesondere der Wechsel zu erneuerbaren Energien kann noch in diesem Jahr anvisiert werden. Ob Sie Investitionen in Photovoltaikanlagen, Windkraft oder Elektro-Fahrzeuge planen – der richtige Zeitpunkt für einen kostengünstigen Schritt in die Zukunft ist jetzt. Natürlich lassen sich auch Betriebsmittelkredite günstiger und längerfristiger abschließen.

Vergleichen Sie die Angebote. Nutzen Sie die Möglichkeiten des Internets und holen Sie sich über Onlineplattformen Angebote ein. Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Markt und die Angebote der öffentlichen Hand. Ein Gespräch mit dem Berater Ihrer Hausbank lässt sich mit diesem Hintergrundwissen auf Augenhöhe führen. Falls Ihre Sicherheiten nicht ausreichen oder bereits anderweitig gebunden sind, sprechen Sie mit einer Bürgschaftsbank.

Nicht nur Kredite von Kreditinstituten und Finanzierern sind interessant. Auch Zuschüsse von Bund und Ländern ergänzen einen günstigen Kredit in der Niedrigzinsphase. Insbesondere willkommene Investitionen in Sicherheit und Energiesparmaßnahmen werden neben günstigen Kreditprogrammen durch Zuschüsse gefördert. Warten Sie nicht mehr, denn in naher Zukunft könnten womöglich deutliche Änderungen der Konditionen schon Realität werden. Ergreifen Sie die Chance auf die Sicherung historischer Zinssätze.

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