Wirtschaftsprognose 2020: Kreditkosten steigen jährlich um 12.500 EUR
Dies könnte sich auf das Volumen an Investitionen auswirken.
Die Wirtschaftsprognose für 2020 sieht düster aus. Die Kreditkosten für den Mittelstand steigen pro Jahr um 12.500 Euro. Der Grund dafür sind die Baseler Eigenkapitalregeln (Basel IV) für die Banken. Bis 2027 müssen europäische Banken 135 Milliarden Euro mehr Eigenkapital aufbringen. Die Mehrbelastung für die Unternehmen durch die höheren Kreditkosten wird zu geringeren Investitionen führen.
Wirtschaftsprognose 2020: Deutsche Wirtschaft steuert auf schwierige Zeiten zu
Bereits Ende 2018 erwarteten deutsche Konjunkturforscher ein deutlich schwächeres Wirtschaftswachstum für 2019. Sie rechneten für 2019 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um nur 1,6 Prozent und für 2020 sogar nur um 1,4 Prozent.
Für dieses geringe Wachstum werden folgende Gründe genannt:
- zunehmende Handels- und Finanzkrisen
- Abschwächung der globalen Wirtschaftsleistung
- schwierige Lage für die Weltwirtschaft
OECD-Chefökonomin Laurence Boone sprach von einem starken globalen Wachstum, das aber seinen Höhepunkt erreicht hatte. Die OECD betrachtete Ende 2018 das Wachstum in Deutschland immer noch als solide. Schwierige Zeiten wurden bereits für die deutsche Exportwirtschaft vorausgesagt. Eine wichtige Rolle für diese Annahmen spielte China. Die OECD senkte die Prognosen und ging für 2018 mit einem Wachstum von 6,6 Prozent, für 2019 von 6,3 Prozent und für 2020 von 6,0 Prozent aus. Die Wirtschaftsprognose für 2020 ist schlecht. Ein Grund dafür könnten sinkende Einfuhren nach China sein.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die deutsche Wirtschaft bereits 2018 nur knapp einer Rezession entgangen. Das Statistische Bundesamt meldete eine Stagnation des BIP im vierten Quartal 2018, während die deutsche Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2018 um 0,2 Prozent schrumpfte. Es war der erste Rückgang nach 2015. Von einer Rezession ist die Rede, wenn in mindestens zwei Quartalen in Folge ein Minuswachstum auftritt.
Das Statistische Bundesamt gab für 2018 ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Das Wachstum fiel bereits etwas schwächer als im Vorjahr aus. Für 2019 rechnete die Bundesregierung mit dem geringsten Wirtschaftswachstum seit 2013. Sie ging von einem Plus von 1,0 Prozent aus und nannte den Brexit und den Handelsstreit mit den USA als Risiken.
Mitte 2019 korrigierte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel die Wachstumsaussichten für 2019. Es ging von einem Wachstum der deutschen Wirtschaft von nur 0,6 Prozent aus. Entsprechend schlecht ist die Wirtschaftsprognose für 2020. Die Kieler Forscher rechneten noch mit einem Wachstum von 1,6 Prozent. IfW-Präsident Gabriel Felbermayr sprach davon, dass die deutsche Politik nichts an der globalen politischen Unsicherheit ändern könne, die deutsche Unternehmen belaste. Die Standortqualität könne jedoch mit einer vollständigen Abschaffung des Solidaritätszuschlags und einer Reform der Unternehmenssteuern verbessert werden.
Die Prognosen für 2019 wurden von mehreren Kreisen gesenkt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin ging von einem Anstieg von 0,9 Prozent aus. Die Wirtschaftsprognose für 2020 lag bei 1,7 Prozent. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle ging bereits im März 2019 von einem geringen Wachstum 2019 von nur 0,5 Prozent aus. Das Statistische Bundesamt hat die Zahlen für das 3. Quartal 2019 bereits in einer Schnellmeldung vorgelegt. Gegenüber dem Vorquartal ist das BIP im dritten Quartal 2019 um 0,1 gestiegen. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal lag bei 0,5 Prozent.
Warnsignale der Wirtschaftsprognose 2020 nicht zu unterschätzen
Die Volkswirte der OECD warnten vor den Folgen des Absinkens der Weltwirtschaft für die deutsche Exportwirtschaft. Sie gingen nicht von einem Einbruch des Exports, aber von einem schwächeren Wachstum als in den Vorjahren aus. Als größte Risiken wurden die sich verschärfenden Handelskonflikte angenommen. Die Handelskonflikte zwischen den USA und China haben bereits ihre Wirkung gezeigt.
Über die Containerwirtschaft laufen ungefähr 80 Prozent des Welthandels. Schon 2018 ist die Wachstumsrate auf unter 3 Prozent gesunken. Die Wachstumsrate lag 2017 noch bei etwa 6 Prozent. Der Fachkräftemangel in Deutschland könnte laut OECD ein weiteres Warnsignal sein.
Die Wirtschaftsprognose für 2020 von der OECD liegt bei einem Wachstum von 1,4 Prozent.
Wirtschaftsprognose 2020: Sanierungsfälle und Insolvenzen nehmen zu
Ein Grund für die ungünstige Wirtschaftsprognose 2020 ist die gespaltene Branchenentwicklung. Sanierungsfälle und Insolvenzen nehmen wieder zu. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform war bis 2018 ein andauernder Rückgang der Insolvenzfälle zu verzeichnen. Die Zahl der Insolvenzen 2018 lag bei 19.410 Fällen. Anfang Dezember 2019 verzeichnete Creditreform 19.400 Insolvenzen im laufenden Jahr. Die Zahl der Insolvenzen stieg vor allem im verarbeitenden Gewerbe. Mittlere Unternehmen als Zulieferer waren stark von den Insolvenzen betroffen, während sich die Insolvenzzahlen im Baugewerbe mit einem Minus von 2,8 Prozent und im Handel mit einem Minus von 2,9 Prozent weiterhin rückläufig entwickelten.
Der Anteil der Insolvenzen bei den Kapitalgesellschaften war 2019 tendenziell höher als bei Unternehmergesellschaften. Bei den GmbH erhöhte sich der Anteil der Insolvenzen von 2018 auf 2019 von 39,3 auf 39,7 Prozent. Bei den Aktiengesellschaften war eine Erhöhung von 0,5 auf 0,6 Prozent zu verzeichnen. Der Anteil der Unternehmergesellschaften an den Insolvenzen verringerte sich von 12,4 auf 11,7 Prozent. Den größten Anteil an den Insolvenzen 2019 hatten mit 40,7 Prozent die Einzelunternehmen und Gewerbebetriebe.
Eigenverwaltungen von Insolvenzverfahren verbreiten sich immer mehr. Die Führung des Unternehmens behält mit Einverständnis der Gläubiger und des Insolvenzverwalters die Verfügungsgewalt über die Insolvenzmasse. Der Anteil der Eigenverwaltungen am Insolvenzgeschehen lag 2019 bei 1,4 Prozent. Bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten liegt der Anteil der Eigenverwaltungen bei etwa einem Drittel.
Transformation der Automobilindustrie macht mittelständischen Zulieferern zu schaffen
Die Krise der Autozulieferer trägt maßgeblich zu einer schlechten Wirtschaftsprognose 2020 bei. Der Dieselskandal bei VW und Mercedes, aber auch die Transformation zur E-Mobilität treffen die mittelständischen Zulieferer hart. Nicht nur kleinere, sondern auch größere Zulieferer wie Continental sind von der schlechten Wirtschaftsprognose 2020 betroffen. Continental muss in den kommenden zehn Jahren bis zu 20.000 Stellen streichen, davon 7.000 in Deutschland. Der Hersteller hat bereits ein umfassendes Sanierungskonzept bekanntgegeben.
Die geringere Dieselnachfrage trifft Bosch. Von Entlassungen sind auch die Mitarbeiter bei ZF bedroht, während bei Schaeffler aufgrund der mangelnden Aufträge Kurzarbeit an der Tagesordnung ist. Mahle muss ein Werk schließen. Die Gießerei Avir Guss muss gegen die Pleite kämpfen, während die größeren Automobilzulieferer Weber Automotive und Eisenmann bereits insolvent sind. Nicht nur der weltweite Einbruch der Autoproduktion um 5 Prozent macht den Zulieferern zu schaffen. Die Industrie befindet sich in Turbulenzen aufgrund einer technischen Revolution. Der Verbrennungsmotor wird von alternativen Antrieben abgelöst. Die Kernkompetenzen der deutschen Ingenieure drohen wertlos zu werden.
Der Duisburger Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer spricht von der schwierigsten Zeit für die Automobilindustrie seit 20 Jahren. Von den heute 834.000 Arbeitsplätzen bei den Autobauern und Zulieferern könnten laut Schätzungen von Dudenhöffer bis 2030 über 233.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Etwa zwei Drittel der Autoproduktion könnte dann auf rein elektrische Fahrzeuge entfallen. Die Fertigung kommt mit weniger Beschäftigten aus, da sie weniger komplex ist. Die Automobilhersteller werden durch Absatzrückgang, Sparprogramme und hohe Investitionen unter Druck gesetzt. Das wirkt sich massiv auf die Zulieferer und auf die Wirtschaftsprognose 2020 aus.
Produktion nimmt aufgrund des weltweiten Handelsstreits ab
Ein weiterer Grund für die ungünstige Wirtschaftsprognose 2020 ist der weltweite Handelsstreit, der zu einer Abnahme der Produktion führt. Bereits 2018 warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor wirtschaftlichen Schäden durch Importzölle. Damaligen Analysen zufolge könnten der Handelskonflikt und die Importzölle 2020 zu 0,5 Prozent oder 430 Milliarden Dollar weniger Weltwirtschaftsleistung führen als erwartet.
Als Teil der weltweiten Produktions- und Wertschöpfungsketten sind auch deutsche Unternehmen vom Handelskonflikt und von den Importzöllen betroffen, wie BDI-Präsident Dieter Kempf bereits im September 2018 warnte. Von den Auswirkungen könnten vor allem die Autoteilehersteller, die Maschinenbauer und die Elektronikproduzenten betroffen sein. Da fast alle chinesischen und US-amerikanischen Exporte Vorleistungen von deutschen Unternehmen enthalten, geht DIW-Präsident Marcel Fratzscher davon aus, dass Deutschland ähnlich hart betroffen sein könne wie die USA.
Grund für einen Handelsstreit zwischen der EU und den USA sind Exportsubventionen der EU an Airbus. Die USA haben damit das Recht, Strafzölle in Milliardenhöhe auf Waren aus der EU zu verhängen. Betroffen sind nicht nur Airbus-Flugzeuge und Komponenten, sondern auch verschiedene Käsesorten, Olivenöl oder Luxus-Handtaschen. Nach Ansicht des Kieler IfW ist Deutschland am stärksten von den Zöllen betroffen, was sich auch auf die Wirtschaftsprognose 2020 auswirkt. Die Ausgleichszölle könnten zu einer jährlichen Verringerung der Exporte um 2,18 Milliarden Euro führen. Das Bruttoinlandsprodukt könnte sich aufgrund des Produktionsrückgangs jährlich um 0,06 Prozent verringern.
Bis 2027: 25 % oder 135 Mrd. Euro mehr Eigenkapital für Banken
Die schlechte Wirtschaftsprognose 2020 wird durch die Baseler Eigenkapitalregeln (Basel IV) angeheizt. Bis 2027 müssen die Banken 135 Milliarden Euro oder 25 Prozent mehr Eigenkapital aufbringen. Das sind nur die Mindestanforderungen. Berechnungen des Beratungsunternehmens Copenhagen Economics zufolge liegt der zusätzliche Eigenkapitalbedarf der europäischen Banken bei 400 bis 500 Milliarden Euro. Die Forscher gehen von einem Rückgang des BIP in der Europäischen Union um 0,4 Prozent aus. Sie begründen das mit sinkenden Investitionen aufgrund steigender Kreditkosten.
12.500 Euro höhere Kreditkosten für mittelständische Unternehmen
Die Kreditkosten für ein typisches mittelständisches Unternehmen könnten jährlich um bis zu 12.500 Euro steigen. Größere deutsche Unternehmen könnten sogar von einer jährlichen Steigerung der Kreditkosten in Millionenhöhe betroffen sein. Copenhagen Economics befürchtet eine Verteuerung oder Verhinderung von Investitionen in eine nachhaltige Wirtschaft. Das führt zu einer denkbar ungünstigen Wirtschaftsprognose 2020. Für Immobilienkredite in Deutschland könnten die Zinsen laut Annahme des Instituts um bis zu 17 Basispunkte steigen. Das könnte Unternehmen davon abhalten, innerhalb Deutschlands zu expandieren.
Bankkunden könnten Schätzungen von Copenhagen Economics zufolge mit zusätzlichen Kosten von insgesamt 40 bis 45 Milliarden Euro belastet werden. Neben den höheren Kreditkosten fallen höhere Gebühren an.
Die Berater rechnen mit einem Anstieg der Kreditkosten um:
11 Prozent für Unternehmer
7 Prozent für Mittelständler
4 Prozent für Immobilienfinanzierungen
Die höheren Zinskosten könnten zu einem Rückgang der Kreditnachfrage in Europa führen. Die Deutsche Kreditwirtschaft sieht in der Umsetzung der neuen Eigenkapitalanforderungen eine Bedrohung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Banken. Die Kreditversorgung der Realwirtschaft wird damit gefährdet. In Europa läuft ein größerer Teil des Kreditgeschäfts über Bankbilanzen als in den USA.
Die meisten größeren Banken kalkulieren das Risiko aus einem Kredit mit eigenen Modellen. Das erschwert die Reformen, vor allem für die deutschen Banken. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Wirtschaftsprognose 2020 aus. Die Baseler Regelungen schränken die Freiheiten der Banken ein.
Mehrbelastung wird daher zu geringeren Investitionen führen
Da die deutschen Unternehmen, vor allem der Mittelstand, durch höhere Kreditkosten belastet werden, haben sie weniger Geld für Investitionen übrig. Die sinkende Produktivität aufgrund der geringeren Investitionen könnte einen dauerhaften Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,4 Prozent innerhalb der EU zur Folge haben.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Christian Ossig, appelliert angesichts der Basel-IV-Regeln an die Politik. Um einen Rückgang von Investitionen und eine Verschlechterung der Wirtschaftsprognose 2020 zu vermeiden, müsse die Politik ihren verfügbaren Spielraum nutzen. Um die Auswirkungen auf die Wirtschaft abzumildern, fordert Ossig eine eigene europäische Anwendung der Baseler Regelungen.
Die Basel-IV-Regelungen beinhalten eine Streichung bestehender Erleichterungen innerhalb der EU. Die Unterstützungsfaktoren für Kredite an KMU sollen künftig abgeschafft werden. Das Investitionsvolumen kann damit erheblich beeinträchtigt werden. Die Kapitalanforderungen für solche Kredite wurden mit diesen Erleichterungen um etwa ein Viertel reduziert. Für KMU wird es daher immer schwerer, Kredite aufzunehmen und zu investieren.
Die Regelungen von Basel IV können für den Mittelstand mit erheblichen Konsequenzen verbunden sein:
- Verringertes Kreditvolumen
- Schlechtere Finanzierungsbedingungen
- Verlagerung der Kreditrisiken auf den Kapitalmarkt
Wirtschaftsprognose 2020: Mittelstand hat vielzählige Finanzierungsalternativen
Angesichts der negativen Wirtschaftsprognose 2020 müssen Sie als Unternehmer die Hoffnung auf eine Finanzierung und auf Investitionen nicht aufgeben. Möchten Sie investieren, gibt es für die Finanzierung zahlreiche Alternativen zu einem Bankkredit. Online-Kredite sind deutlich günstiger als klassische Bankkredite. Eine Alternative zum Kredit kann das Leasing sein. Es bietet sich vor allem bei Fahrzeugen und größeren Objekten für die Betriebs- und Büroausstattung an. Unternehmen, die immer liquide sein wollen, können das Factoring nutzen und ihre Forderungen verkaufen.
Zur kurzfristigen Liquiditätsbeschaffung können Sie die Lagerfinanzierung nutzen. Der Wert des Lagers dient bei der Kapitalbereitstellung für anstehende Investitionen als Sicherheit. Mit dem Finetrading, das auch als Einkaufsfinanzierung bezeichnet wird, erhalten Sie Waren und Rohstoffe sofort über einen bankenunabhängigen Zwischenhändler. Eine weitere Möglichkeit für die Unternehmensfinanzierung ist die Kapitalbeschaffung durch Crowdinvest. Auch die Mezzaninfinanzierung mit von außen zugeführtem Fremdkapital ist eine Alternative zum Bankkredit.
Trotz der schlechten Wirtschaftsprognose 2020 können Sie investieren, indem Sie alternative Finanzierungsmöglichkeiten nutzen. Zahlreiche alternative Finanzierer bieten ihre Dienste zu günstigen Konditionen an. Ein Online-Marktplatz für Finanzierungslösungen für Unternehmen ist FinCompare. Das Berliner FinTech-Unternehmen unterstützt Sie bei Ihren Finanzentscheidungen und bringt als Marktplatz zahlreiche Unternehmen zusammen. Für Ihre Unternehmensfinanzierung finden Sie vielfältige Lösungen. Ein Netzwerk von mehr als 250 Finanzierern steht Ihnen zur Verfügung.
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