Liquidität um jeden Preis

Interessante Fakten rund um das Thema Kapital und Liquidität im Mittelstand.

Deutsche KMUs haben ein wichtiges und dauerhaftes Ziel vor Augen, die Sicherung ihrer Liquidität. Denn mit der Liquidität kann Wachstum einhergehen. Für die Kapitalbeschaffung ist der klassische Kredit jedoch nicht mehr unbedingt die beste Lösung. Alternativen wie beispielsweise der Verkauf von Forderungen, Einkaufsfinanzierung oder Leasing gewähren dem Unternehmen entweder direkte oder, durch die Schonung finanzieller Ressourcen, indirekte Liquidität. Wir haben die interessantesten Fakten rund um das Thema Kapital und Liquidität im Mittelstand für Sie zusammengefasst.

Der Kapitalbeschaffungsprozess

Eine Analyse von Deloitte verspricht Aufschluss in Fragen über die Finanzierung im deutschen Mittelstand. Hierfür wurden 209 mittelständische Unternehmen per Fragebogen sowie 10 Experten in Interviews befragt. Der Betrachtungszeitraum beträgt 3 Jahre. Eine der wesentlichen Fragestellungen ist die Ermittlung des Finanzierungsbedarfs. Ein Großteil der befragten Unternehmen, nämlich 91% folgen hierbei einem standardisierten Prozess, welcher sich in regelmäßigen Abständen wiederholt:

  • Planung des Kapitalbedarfs,
  • Beschaffung des Kapitals und
  • fortlaufende Kontrolle der Mittelverwendung.

Frühzeitig, also bevor das Kapital komplett aufgebraucht ist, wird wieder mit einer Kapitalbedarfsplanung begonnen und der Prozess beginnt von vorne.

Operatives Geschäft und Finanzplanung müssen ineinander greifen

Grundlage der Kapitalbedarfsplanung ist in der Regel ein detaillierter Finanzplan. Dieser ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensplanung. In den Finanzplan fließen auch wesentliche operative Kennzahlen ein. Dies können Materialkosten, Herstellungskosten, Kapazitäten, Absatzzahlen, Kundentreue und vieles mehr sein. Je nach Art des Unternehmens unterscheidet sich auch die Art der operativen Kennzahlen der Finanzplanung. Es fließen sowohl vergangenheitsorientierte Istwerte, als auch Prognosewerte hinein. Ziel ist es, die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens so gut wie möglich vorherzusehen.

Nun sind leitende Finanzmitarbeiter nicht unbedingt operative Experten. Sie kennen die Finanzen, Ausgaben und Einnahmen, Verbindlichkeiten und Forderungen, aber weniger die Ausgestaltung des operativen Geschäfts. Aus diesem Grund ist eine enge Absprache und Verzahnung mit Experten aus dem operativen Geschäft umso wichtiger. Die Funktion der Finanzabteilung ist hier in der Regel eher serviceorientiert. Es geht nämlich darum, dass Unternehmen die operativen Prognosen in Finanzwerte übersetzen.  Später gilt es die Prognosen zu kontrollieren, sowie Gegenmaßnahmen einzuläuten, wenn die Ziele doch nicht erreicht werden. Je weiter Sie im Voraus prognostizieren, desto größer werden oft die Abweichungen. Aus diesem Grund ist auch ein fortlaufendes, rollierendes Update der Planung sehr wichtig. Sie sollten Risiken möglichst frühzeitig erkennen.

Finanzplanung beansprucht im Schnitt 1-3 Monate

Der Planungsprozess der befragten Unternehmen dauert in 32% der Fälle bis zu einen Monat. Weitere 43% geben an, zwischen 1-3 Monaten zu benötigen. In diesem Zeitraum werden die wesentlichen Kennzahlen der Unternehmen unter die Lupe genommen, analysiert und für die Planung herangezogen. Eine der Kenngrößen, die am wenigsten von einem Unternehmen aktiv gesteuert werden kann, den Erfolg aber direkt beeinflusst, ist der Absatz. Jedes Unternehmen kann zwar seine Ausgaben (kurz- oder mittelfristig) genau steuern, aber nicht die Umsätze.

Hier ist das Marketing gefragt, um das Produkt bestmöglich zu verkaufen. Was aber, wenn der Marketingerfolg ausbleibt? Schlimmstenfalls müssen Alternativplanungen oder eine Brückenfinanzierung her.
Dies verdeutlicht, wie wichtig die Liquiditätsplanung ist. Wenn es an Liquidität fehlt, ist das Unternehmen potentiell zahlungsunfähig. Unternehmer müssen Lösungen finden, kurz- mittel- und langfristig. Doch wie soll die Finanzierung gesichert werden?

Liquidität ist Hauptziel der Finanzplanung

Die Auswertung von Deloitte zeigt, dass branchenunabhängig die meisten Unternehmen die Sicherung der Liquidität als das Hauptziel ihrer Finanzplanung ansehen. Andere Ziele wie die Erhaltung der Rentabilität, die Verbesserung der Finanzdisposition (Verfügbarkeit finanzieller Mittel) oder die Senkung der Finanzierungskosten sind dem eher etwas untergeordnet. Es ist aber auch erkenntlich, dass diesen Zielen gerade im Handelssektor eine noch etwas höhere Wichtigkeit zugeordnet wird. Das Ziel der Erhöhung der Eigenkapitalquote ist dagegen gerade im Dienstleistungssektor etwas nachgeordnet.

Wie erfolgt aber denn die Finanzierung? Grundsätzlich wird in Eigen- und Fremdkapital unterschieden. Eigenkapital können die Verwendung von Gewinnen, Gesellschaftereinlagen, oder auch durch die Aufnahme neuer Gesellschafter zufließen. Laut Studie schätzt ein Großteil der befragten Unternehmen die Finanzierung durch Innenfinanzierung als am wichtigsten ein. Dies ist die Finanzierung aus Umsätzen, Gewinnen der Vorperiode, sowie versteckter Liquidität aus Abschreibungen und Rückstellungen. 75% der befragten Unternehmen hält das Instrument der Finanzierung durch Banken für stark bis sehr stark. Eine kurzfristige Fremdfinanzierung hingegen noch 37%. Für 22% der Beobachtungsgruppe kommt eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital (Mezzaninfinanzierung) noch in Frage. Reine Eigenkapitallösungen hingegen werden von weniger als 8% als interessant bewertet.

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