Bankensystem in Deutschland [Zahlen+Fakten]
Das Bankensystem erfüllt wichtige volkswirtschaftliche Funktionen. Gleichzeitig stehen Banken immer wieder in der Kritik. Dieser Beitrag widmet sich dem Bankensystem in Deutschland. Welche Typen von Banken gibt es? Welche Funktionen erfüllen sie? Warum stehen die Institute immer wieder in der Kritik? Und welche grundlegenden Entwicklungen durchläuft das deutsche Bankensystem derzeit?
Bankwesen Geschichte: Athen als Nr. 1 Standort für Banken
Kaum zu glauben: In Athen gab es einmal zahlreiche sehr gesunde Banken. Im vierten Jahrhundert vor Christus war Athen das Finanzzentrum der antiken griechischen Welt. Es gab Tempelbanken, städtische Banken und Privatbanken. Sie vergaben Bürgschaften sowie Kredite für Immobilien und Schiffe. Das ptolemäische Reich basierte sein Bankensystem auf eine Zentralbank mit Sitz in Alexandria und vier Außenstellen. Diese Zentralbank verwaltete die Finanzen des Reiches und war auch mit der Eintreibung von Steuern beauftragt.
Zahlungen wurden unter anderem in Getreide angenommen. Schon damals gab es ein bargeldloses Kontensystem. Kunden der Zentralbank in Alexandria konnten Geld ohne Einsatz von Bargeld von einem Konto zu einem anderen transferieren. In Europa dauerte es bis zur Entstehung eines Bankensystems etwas länger. Ausgangspunkt war Florenz, das im 13. Jahrhundert zu einem bedeutenden Handelsstandort wurde. Die Banken gingen aus Großhändlern, Spediteuren und anderen Unternehmen hervor.
Bankwesen – welche Typen von Banken lassen sich unterscheiden?
Banken lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen, sodass es keine allgemeine Definition gibt. Die Unterteilung erfolgt vielmehr nach Eigentümerstruktur, Organisation und Tätigkeitsfeld. Dabei kann jedoch zum Beispiel eine genossenschaftlich organisierte Bank durchaus auch als Universalbank tätig sein. Ebenso kann etwa eine private Bank als Spezialbank agieren.
Universalbanken
Als Universalbanken werden Kreditinstitute bezeichnet, die verschiedene Bankdienstleistungen anbieten. Von den knapp 1900 Banken in Deutschland sind ca. 95 % Universalbanken. Dazu zählen neben den Privatbanken auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Universalbanken bieten Produkte des Kredit- und Einlagengeschäfts, Zahlungsverkehrslösungen, Kapitalanlagen und weitere Bankprodukte an. Universalbanken bieten typischerweise Produkte für Privat- und Geschäftskunden an.
Investmentbanken
Investmentbanken betreiben das Investmentgeschäft, den Handel mit Wertpapieren und Vermögensverwaltung. Außerdem sind Investmentbanken an Kapitalmaßnahmen von Unternehmen wie zum Beispiel Börsengängen beteiligt.
Die Bezeichnung als Investmentbank ist historisch auf das Trennbankensystem der USA zurückzuführen. Dort wurde zwischen Geschäftsbanken und Investmentbanken unterschieden.
Investmentbanken waren nicht zur Entgegennahme von Kundeneinlagen befugt. Im Gegenzug fiel die Aufsicht weniger streng aus.
Private Banken
Private Banken sind in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft organisiert und befinden sich mehrheitlich im privaten Besitz. Zu den wichtigsten privaten Banken in Deutschland zählen die Großbanken Deutsche Bank, Commerzbank, Postbank und HypoVereinsbank. Die Großbanken besitzen verschiedene ebenfalls den Privatbanken zuzurechnende Töchterunternehmen. Bei den Großbanken gab es in vergangenen Jahren viele Veränderungen. Die Commerzbank hat die Dresdner Bank übernommen. Im Zuge der Finanzkrise musste sich der Staat durch den Erwerb von Anteilen an der Commerzbank beteiligen. Die Postbank gehört mittlerweile zu Deutschen Bank. Die HypoVereinsbank ist Bestandteil italienischen UniCredit. Zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank liefen im Frühjahr 2019 erfolglose Fusionsverhandlungen.
Öffentliche Banken
Im öffentlich-rechtlichen Bankensektor gibt es Sparkassen, Landesbanken und einige weitere Institute. Die Träger der Sparkassen und Landesbanken sind Gemeinden, Kreise und Länder. Eine Besonderheit des Sparkassensektors besteht darin, dass sich das Geschäftsgebiet einer Sparkasse auf das Gebiet ihres Trägers (zum Beispiel Landkreis) beschränkt. Sparkassen bieten Privat- und Geschäftskunden Kredite, Konten sowie Anlagelösungen an. Auch Immobilienfinanzierungen gehören zum Angebot. Neben den regionalen Instituten gibt es auch einige zentrale Einrichtungen des Sparkassensektors. Die Dekabank Deutsche Girozentrale ist die zentrale Vermögensverwaltung der Sparkassen Finanzgruppe. Unter der Bezeichnung Deka werden hier verschiedene Investmentfonds ausgegeben.
Die Landesbanken (zum Beispiel WestLB, Bayerische Landesbank etc.) befinden sich im Besitz der Bundesländer. Eine Landesbank kann sich im Besitz eines oder mehrerer Bundesländer befinden. Die Landesbanken führen Leistungen durch, die die Sparkassen mangels Größe nicht selbst erbringen können. Dazu zählen zum Beispiel grenzüberschreitender Zahlungsverkehr, Wertpapiergeschäfte und das Kreditgeschäft.
Neben den Sparkassen ist auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein Kreditinstitut der öffentlichen Hand. Die KfW befindet sich zu 80 % im Besitz des Bundes und zu 20 % im Besitz der Länder. Das Institut wurde im Jahr 1948 als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet. Die KfW ist Privatkunden insbesondere durch Förderprogramme bekannt. Diese Förderprogramme sehen eine vergünstigte Kreditvergabe zu bestimmten Zwecken vor. Beispielsweise für nachträgliches Aufbringen von Wärmedämmung an Gebäudefassaden oder den Erwerb von Wohnungseigentum vor. Die KfW ist auch dem Segment der Spezialbanken zuzuordnen, da sie nur sehr wenige, aber spezielle, Leistungen anbietet.
Genossenschaftsbanken
Zu den Genossenschaftsbanken zählen die Volks- und Raiffeisenbanken, PSD Banken und genossenschaftliche Spezialinstitute. Bei Genossenschaftsbanken sind Kunden gleichzeitig auch Mitglieder. Kunden müssen (oft) Genossenschaftsanteile zeichnen, bevor Konten eröffnet oder andere Verträge bei den Banken abgeschlossen werden können. Genossenschaftsbanken sind ähnlich wie Sparkassen regional aktiv. Ebenso wie die Sparkassen werben Genossenschaftsbanken mit einer hohen Zweigstellendichte auch im ländlichen Raum.
Es gibt weitere Ähnlichkeiten zwischen Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Die Sparkassen nutzen die Landesbanken als Zentralinstitut. Im Genossenschaftssektor erfüllt die DZ Bank diesen Zweck. Die DZ Bank kann zum Beispiel internationale Zahlungen, Wertpapierhandel und Kreditgeschäft abwickeln. Durch die Leistung der DZ Bank kann jede Volks- und Raiffeisenbank im Endkundengeschäft als Universalbank auftreten und sämtliche Bankdienstleistungen anbieten. Zum genossenschaftlichen Sektor gehören die Fondsgesellschaft Union Investment und die Bausparkasse Schwäbisch Hall.
Spezialbanken
Spezialbanken werden Kreditinstitute genannt, die nur eine einzige oder nur sehr wenige und sehr spezielle Dienstleistungen anbieten. Zu den Spezialbanken zählen zum Beispiel Pfandbriefbanken und Bausparkassen.
Daten und Fakten zum deutschen Bankensystem
Zum deutschen Bankensystem lassen sich zahlreiche interessante Zahlen und Fakten aufführen. Die nachfolgenden Daten stammen aus einer Publikation des Bundesverbands deutscher Banken. Die Publikation stützt sich in weiten Teilen auf die Deutsche Bundesbank als Quelle.
Wie viele Banken und Bankfilialen gibt es in Deutschland?
Im deutschen Bankensystem gab es im Jahr 2016 1.888 Banken. Die Anzahl der Banken war damit rückläufig. Im Jahr 2012 hatte es noch 2.053 Banken gegeben. Im Jahr 2007 waren es noch 2.277 Institute. Rückläufig war auch die Zahl der Bankfilialen. Im Jahr 2016 gab es davon 33.914 in ganz Deutschland. Im Jahr 2007 waren es noch 42.100. Klar erkennbar ist der Trend zum Rückbau des Filialnetzes. Ursächlich dafür ist unter anderem die verstärkte Nutzung von Online- und Telefonbanking.
Unter den 1888 Banken im deutschen Bankensystem waren 2016 281 private Banken. Hier lässt sich der Rückgang weniger eindeutig diagnostizieren. Im Jahr 2007 gab es 278 Banken und somit drei Institute weniger als 2016. Allerdings wurden im Jahr 2010 auch 300 private Banken gezählt. Die privaten Banken betrieben Stand 2016 9.407 Filialen. Dies ist wiederum ein deutlicher Rückgang gegenüber 2007, als noch 11.564 Filialen unterhalten wurden.
Mitarbeiter und Bilanzsummen im deutschen Bankensystem
Das deutsche Bankensystem ist einer der wichtigsten Arbeitgeber der deutschen Volkswirtschaft. Im Jahr 2016 arbeiteten 609.100 Menschen im Kreditgewerbe. Hier lässt sich ein Rückgang feststellen. Im Jahr 2007 waren noch 86.450 Menschen in dieser Branche beschäftigt. Der Rückgang steht unter anderem im Zusammenhang mit der Verringerung der Filialdichte.
Mit 36,9 % stellen die Sparkassen den größten Teil der Arbeitsplätze im Bankensystem. 28,8 % der Beschäftigten arbeiten für private Banken und private Bausparkassen. 25,8 % der Arbeitsverhältnisse entfallen auf Kreditgenossenschaften und 8,5 % auf Landesbanken, Förderbanken, öffentliche Bausparkassen und Spezialinstitute.Die Mitarbeiter im Bankgewerbe verwalten große Summen. Die kumulierte Bilanzsumme aller deutschen Banken belief sich im Jahr 2016 auf 7.836 Milliarden EUR. Das entspricht weit mehr als 200 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Die Bilanzsumme war in der Vergangenheit jedoch bereits höher. Sie belief sich im Jahr 2011 auf 8.467 Milliarden EUR.
Lediglich 15 % der Bilanzsumme des Jahres 2016 entfiel auf Sparkassen. Weitere 11,2 % der Bilanzsumme entfiel auf Landesbanken. Der größte Anteil der Bilanzsumme des deutschen Bankensystems entfiel mit 40,5 % jedoch auf Kreditbanken. 16,2 % entfielen auf Banken mit Sonderaufgaben, 10,8 % auf Kreditgenossenschaften, 3,5 % auf Realkreditinstitute und 2,8 % auf Bausparkassen.
Das größte deutsche Kreditinstitut nach Bilanzsumme ist mit erheblichem Abstand die Deutsche Bank. Die Bilanzsumme belief sich im Jahr 2016 auf 1.591 Milliarden EUR. Auf Platz zwei folgte die DZ Bank mit 509 Milliarden EUR. Dicht dahinter lag die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit 507 Milliarden EUR. Den vierten Platz belegte die Commerzbank mit 480 Milliarden EUR, auf Platz fünf landete die UniCredit Bank AG mit 302 Milliarden EUR.
Welche Funktionen erfüllt das Bankensystem?
Das Bankensystem erfüllt in jeder Volkswirtschaft verschiedene wichtige Funktionen. Dies gilt auch für das deutsche Bankensystem. Diese wichtigen Funktionen sind Losgrößen-, Fristen- und Risikotransformation.
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Losgrößentransformation
Ein Industriekonzern benötigt einen Kredit über 10 Milliarden EUR. Welcher einzelner Investor könnte so viel Geld bereitstellen? In der Praxis sind solche großen Kredite fast nur Banken möglich. Banken bündeln die Ersparnisse zahlreicher Kunden und sind dadurch in der Lage, auch sehr große Kredite zu vergeben. Dies erleichtert die Finanzierung von Investitionen und unterstützt damit das Wirtschaftswachstum.
Fristentransformation
Unternehmen (und andere Akteure der Volkswirtschaft) benötigen Kredite zumeist für einen festgelegten Zeitraum. Ohne Banken müsste es auf der Gegenseite dieses Geschäfts einen Anleger geben, der für einen identischen Zeitraum Geld verleihen möchte. Da dies sehr unwahrscheinlich ist, würde die Kreditaufnahme ohne Banken deutlich erschwert. Banken können durch die Bündelung von Anlegern und Kreditnehmern unterschiedliche Laufzeiterfordernisse miteinander in Einklang bringen.
Risikotransformation
Ein Anleger könnte einem Unternehmen 100.000 EUR leihen. Wird das Unternehmen insolvent, verliert der Anleger sein gesamtes Engagement. Um das Risiko zu diversifizieren, könnte der Anleger jemals 1000 EUR an 100 verschiedene Unternehmen verleihen. Dies wäre allerdings ausgesprochen umständlich. Einfacher ist es, Geld bei der Bank anzulegen. Diese diversifiziert ihre Anlagen automatisch, da Kredite an eine Vielzahl unterschiedlicher Kunden vergeben werden. Anleger müssen das Risiko der Kredite nicht selbst abschätzen und können auf die Zahlungsfähigkeit der Bank vertrauen.
Banken stehen in der Kritik – warum?
Banken bzw. das Bankensystem sehen sich in Deutschland ebenso wie in vielen anderen Ländern regelmäßig Kritik gegenüber. Kritik an tatsächlich oder vermeintlich überhöhten Gebühren und Zinsen schloss sich insbesondere im Nachgang der weltweiten Finanzkrise grundsätzlichere Kritik an. Im Zuge der Krise waren viele Banken durch staatliche Interventionen gestützt worden. Eine gängige Kritik wirft der Branche vor, Gewinne zu privatisieren, Verluste jedoch zu sozialisieren. Damit ist gemeint, dass Banken in guten Zeiten Profite an ihre Anteilseigner ausschütten und in schlechte Zeiten „auf too big to fail plädieren“, um durch Steuergelder gerettet zu werden.
Banken wird in diesem Zusammenhang auch ein „moral hazard“ unterstellt. Die Theorie: Wird eine Bank im Extremfall ohnehin durch den Staat gerettet, kann sie hohe Risiken in Kauf nehmen und dafür (in guten Zeiten) hohe Erträge erzielen. Starke Kritik wird zudem an den Vergütungssystemen der Institute geübt. Im Fokus stehen dabei immer wieder sogenannte „Managerboni“. Tatsächlich erhalten bei großen Privatbanken zahlreiche Mitarbeiter aus dem Investmentbanking sehr hohe erfolgsabhängige Zahlungen. Die Banken begründen diese Zahlungen mit den Erträgen, die die betreffenden Manager einbringen.
Der Kritik an Banken ist entgegenzusetzen, dass es um den Bankensektor in Deutschland nicht gut bestellt ist. Die Branche leidet unter mehreren Entwicklungen. Zum einen ist das Zinsniveau in der Eurozone bedingt durch die Geldpolitik der EZB bereits seit geraumer Zeit sehr niedrig. Das niedrige Zinsniveau drückt auf die Margen im Kredit- und Einlagengeschäft. Zum anderen sieht sich die Branche einem wachsenden Anpassungsdruck durch die Digitalisierung gegenüber. Bankgeschäfte werden mehr und mehr via Internet durchgeführt. Es werden weniger Berater und weniger Filialen benötigt. Tendenziell baut der Sektor deshalb Arbeitsplätze ab. Durch die geringen Margen im Kredit- und Einlagengeschäft führt dies jedoch nicht zu einer Erholung der Geschäftsergebnisse. Deutsche Großbanken erzielen im internationalen Vergleich recht schwache Gewinne.
Bankwesen und Digitalisierung: Evolution oder Disruption?
Die Digitalisierung wird, da sind sich Experten relativ einig, in vielen Branchen vieles verändern. Auch das Bankensystem ist von der Digitalisierung betroffen. Das Bankgeschäft durchläuft einen Wandel. Wichtige Trends sind der Rückbau des Filialgeschäfts und der Ausbau von Online Benutzeroberflächen für Kunden. Die neuen Benutzeroberflächen bieten zum Beispiel algorithmenbasierte Beratung und ermöglichen den Abschluss von Verträgen direkt am Bildschirm.
Im Zuge der Digitalisierung werden die Begriffe Disruption und Revolution mitunter etwas vorschnell benutzt. Unstrittig ist, dass sich im Bankensystem einiges verändern wird. Ob die neuen Technologien wirklich disruptiv sind und es zu einer Revolution in der Finanzbranche kommt, ist jedoch höchst ungewiss. Schließlich hat die Branche mit dem richtungsweisenden Trend zu Online- und Telefonbanking bereits einen wesentlichen Strukturwandel durchlaufen. Anhand zweier Beispiele – digitalisierte Antragsstrecken im Kreditgeschäft und Robo Advisors in der Anlageberatung – soll nachfolgend beispielhaft gezeigt werden, wie sich die Digitalisierung auf das Geschäft der Banken auswirkt.
Digitalisierte Antragsstrecken
Eine wesentliche Neuerung der vergangenen Jahre sind digitalisierte Antragsstrecken im Bankwesen. Dies bedeutet, dass Bankkunden bestimmte Verträge bei Banken abschließen können, ohne dafür den Bildschirm verlassen zu müssen. Ein Beispiel dafür ist das Kreditgeschäft. Ratenkredite können heute vollständig digital beantragt werden. Am Ende des Antrags steht die Kreditzusage und die automatisierte Auszahlung des Darlehensbetrages durch die Bank.
Ablauf des Antragsprozesses
Wie läuft ein solcher Digitalantrag ab? Im konventionellen Kreditgeschäft prüfen Banken die Bonität eines Kreditantragstellers anhand der SCHUFA Auskunft und der Selbstauskunft. Die SCHUFA Auskunft wird bereits seit Jahren in elektronischer Form und in Echtzeit in Antragsprozesse eingebunden. Bislang mussten Kreditnehmer jedoch Kontoauszüge und Gehaltsabrechnungen an die Bank übermitteln. Diese wurden durch menschliche Mitarbeiter ausgewertet.
Der Aufwand dafür war selbst dann nicht unerheblich, wenn die Dokumente abfotografiert und hochgeladen werden konnten. Selbst dann musste auf die Auswertung durch einen Mitarbeiter gewartet werden. Noch größer war der Aufwand, wenn die Dokumente im Original eingesandt werden mussten.
Zuletzt kam es zu einem klassischen Medienbruch: Antragsteller mussten ihren Bildschirm verlassen, Dokumente ausdrucken bzw. zusammenstellen und zur Post bringen.
Digitalisierung spart Zeit
Antragsteller müssen heute nicht mehr zur Post. Dies ist heute nicht mehr erforderlich, denn inzwischen gibt es digitale Einkommensnachweise. Das Prinzip: Kreditantragsteller loggen sich über eine Schnittstelle ins Online Banking Ihres Girokontos ein. Ein Algorithmus liest dort die wesentlichen, für den Kreditantrag notwendigen Daten aus. Dazu gehören zum Beispiel Art und Höhe der regelmäßigen Einkünfte, Negativmerkmale wie Rücklastschriften mangels Deckung etc. Der digitale Einkommensnachweis ersetzt dadurch die Einsendung von Kontoauszügen und Lohnzettel.
Nach automatisierter SCHUFA-Abfrage und digitalem Einkommensnachweis steht die Kreditentscheidung bereits fest. Dann sind zwei weitere Schritte erforderlich: Die Unterschrift des Antragstellers unter dem Darlehensvertrag und der Identitätsnachweis. In der Vergangenheit wurden Identitätsnachweise zumeist über das PostIdent Verfahren erbracht. Antragsteller haben dabei einen Coupon ausgedruckt und zusammen mit einem amtlichen Lichtbildausweis bei der Deutschen Post vorgelegt.
Der Kreditvertrag wurde zumeist ausgedruckt und per Post oder als Scan an die Bank gesendet. Beides ist nicht erforderlich. Die Identität eines Antragstellers kann heute mittels VideoIdent nachgewiesen werden. Dies ist streng genommen keine vollständig digitale Angelegenheit, da der Ausweis in einem Videotelefonat einem Mitarbeiter eines Dienstleisters vorgezeigt wird. Den Bildschirm müssen Antragsteller dafür aber nicht verlassen. Die Unterschrift unter den Kreditvertrag ist bei digitalen Antragsstrecken mittels digitaler Signatur möglich. Die Unterschrift erfolgt dann direkt am Bildschirm. Damit ist der Vertrag direkt rechtsgültig.
Robo Advisors
Eine weitere digitale Lösung im Bankensystem sind Robo-Advisors. Dies sind Algorithmen, die Anleger bei Anlageentscheidungen unterstützen. Dadurch antworten Anleger auf verschiedene Fragen und erhalten anschließend automatisiert einen Anlagevorschlag.
Die Fragen betreffen zum Beispiel das Anlageziel, den Zeithorizont und die Risikoneigung. Aus den Antworten schlussfolgert der Algorithmus, welches Portfolio für einen Anleger angemessen ist. Zum Beispiel wird dann ein Portfolio mit 70 % Aktienanteil und 30 % Anleiheanteil empfohlen. Robo-Advisors gibt es in verschiedenen Varianten.
Es gibt einfache Beratungstools, bei denen auf die Anlageentscheidung kein Vertragsabschluss folgt. Damit kann die Anlageentscheidung durch den Anleger selbst umgesetzt werden. Eine weitere Variante von Robo Advisors sind Vermögensverwaltungen. Auf Basis der durch den Algorithmus vorgeschlagenen Anlagestrategie wird für den Anleger ein Portfolio angelegt. Neben der initialen Einrichtung des Portfolios gehört auch das regelmäßige Rebalancing zum Leistungsumfang.
Für diese Leistungen fällt eine jährliche Vermögensverwaltungsgebühr an. Die durch Robo-Advisors vorgeschlagenen Portfoliolösungen beschränken sich zumeist auf Portfolios aus Aktien-, Anleihen-, Rohstoff- und Geldmarkt ETFs in verschiedenen Gewichtungen. Deshalb gibt es auch Lösungen, bei denen auf die Anlageempfehlung der Kauf eines speziellen Fonds folgt. Dieser Fonds setzt die Anlagestrategie um und kann in jedes Depot gekauft werden.
Checkliste notwendiger Formalitäten bei der Firmenübergabe
Nach der Beratung kompetenter Fachleute bleibt im Rahmen eines Generationswechsels viel zu tun. Um nicht unnötig Zeit zu verlieren, empfiehlt es sich, vor Beginn der Gespräche alle notwendigen Unterlagen zu sammeln. Hier eine kleine Checkliste über Formalitäten und Termine, die je nach Übergabeszenario modifiziert werden kann:
- Notar: Lassen Sie sich frühzeitig beraten. Zudem sind die Übertragung von GmbH-Geschäftsanteilen, von KG-Kommanditanteilen, Überschreibung von Grundstücken, Pflichtteilsvereinbarungen, Auflagen, Schenkungs- und Erbvertrag allesamt Angelegenheiten des Notars.
- Finanzamt: Das Finanzamt muss über die Firmenübergabe informiert werden und eine neue Steuernummer für den Übernehmer übermitteln.
- Banken/Bausparkassen: Konten und Daueraufträge auf den Nachfolger ändern lassen, Vollmachten, Sicherheiten und Bürgschaften neu ordnen, Kreditverpflichtungen übernehmen oder begleichen. Im Zuge der Kreditneuorganisation auch die dinglichen Sicherheit (Grundbuch) überprüfen. Ggf. Freigabe von Ersatzsicherheiten und Löschungsbewilligungen für Grundschulden beantragen.
- Versicherungen: Betriebliche Versicherungen ummelden, z. B. Feuer, Haftpflicht, Wasser etc. Auf schriftlicher Bestätigung der Ummeldung bestehen.
- Arbeitsamt, Stadt, Gemeinde, Berufsgenossenschaft: Betriebsänderung anzeigen.
- Handwerkskammer/Industrie- und Handelskammer: Firma ummelden.
- Gewerbeaufsichtsamt: Änderungsmeldung abgeben.
- Landesversicherungsanstalt für Arbeiter (LVA) und Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA): Mitteilungen machen.
- Verträge aller Art, z. B. Leasingverträge, Pacht- und Mietverträge, Handelsvertreterverträge, Lieferantenverträge, Kundenverträge etc.: Überprüfen und ändern. Bei Bedarf Kündigung und Neuabschluss.
- Vollmacht, Prokura, Handelsvollmacht: Überprüfen und ändern. Beachten Sie, dass nicht nur in einzelnen Vereinbarungen Name und Adresse des Vertragspartners geändert werden sollte. Vielmehr ist es notwendig, alle Verträge und Vollmachten der Firma auf Aktualität hin zu überprüfen. Ihr Anwalt unterstützt Sie dabei rechtssicher.
- Nachweis der Befähigung: Sind bei einer zulassungspflichtigen Branche die Zulassung und Befähigungsnachweise des Nachfolgers vorhanden und aktuell? Ansonsten für Aktualisierung sorgen.
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