Aktuelle Herausforderungen für Unternehmen und wie sie sich flexibel aufstellen können
Die Hoffnung, nach der Pandemie aufatmen zu können, war nur von kurzer Dauer.
Die Wirtschaft hat mit aufeinanderfolgenden Krisen zu kämpfen: Erst die Corona Pandemie, jetzt der Krieg in der Ukraine. Unternehmen, die schon durch die Vorkrisen geschwächt sind, müssen sich jetzt mit weiteren aktuellen Herausforderungen auseinandersetzen: Steigende Preise für Energie und Rohstoffe, bestehende und neue Lieferengpässe sowie Inflation.
Die steigenden Finanzierungszinsen belasten die Betriebe zusätzlich. Vor allem bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), deren Rücklagen schon in den vergangenen zwei Jahren größtenteils aufgebraucht wurden, bedeutet dies Liquiditätsengpässe und möglicherweise neue Existenzsorgen. Gerade in diesen Zeiten ist es daher essentiell, sich vorzubereiten und sich als Unternehmer:in flexibel aufzustellen.
Der ifo Geschäftsklimaindex verdeutlicht die aktuelle Lage deutscher Unternehmen. Während der deutliche Einbruch Anfang 2020 der Corona-Krise geschuldet war, ist auch jetzt aufgrund der Russland-Ukraine-Krise ein Rückgang der Erwartungen zu verzeichnen. Obwohl die Firmen im Hinblick auf zukünftige Geschäftserwartungen weiterhin skeptisch sind und mit hohen Unsicherheiten zu kämpfen haben, scheint sich das Geschäftsklima im Mai zum Vormonat April ein wenig zu erholen.
Drei Problemstellungen für Unternehmen und ihre Folgen für den Wirtschaftskreislauf
- Energiekrise und steigende Rohstoffpreise
- Lieferengpässe und Transportprobleme
- Inflation und Zinsen
Die gesamtwirtschaftliche Lage zusammengefasst
Die steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie und die Weitergabe der Preiserhöhung auf nachfolgende Handels- und Wirtschaftsstufen bringt deutsche Unternehmen, und darunter vor allem kleine und mittelständische Betriebe, vielfach an ihre Grenzen. Sie befinden sich in einer Preisspirale, die sich scheinbar vorerst nicht stoppen lässt. Zum einen fordern Arbeitnehmer als Endverbraucher aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten höhere Löhne. Das bedeutet für Unternehmen einen weiteren Kostenfaktor, der möglicherweise wieder weitergegeben werden muss.. Zum anderen machen es höhere Kredithürden schwierig, kurzfristig Liquidität von Banken zu erhalten. Konkret heißt das, dass Unternehmen geplante Investitionen nicht durchführen können oder keinen Kapitalpuffer für die erhöhten Ausgaben haben. Weitreichende Folgen sind ein beeinträchtigter globaler Wettbewerb für deutsche Unternehmen und ein allgemein geschwächtes Wirtschaftswachstum. Insgesamt herrscht eine große Unsicherheit über die zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklungen, da ein weiterer Verlauf des Russland-Ukraine-Konflikts und damit zusammenhängende Preissteigerungen, Transportprobleme und Kapitalengpässe nicht abzusehen sind.
Dennoch können Sie als Unternehmer einige Maßnahmen ergreifen, um sich in diesen unsicheren Zeiten, auch ohne einen Bankkredit, flexibel aufzustellen.
Wie können sich Unternehmen vorbereiten und flexibel aufstellen?
Factoring
Sale & Lease Back
Bei Sale & Lease Back haben Sie als Unternehmer:in die Möglichkeit, Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens zu liquidieren. Wichtig ist, dass die Güter sekundarmarktfähig sind und einen Zeitwert haben. Dadurch kann kurzfristig Liquidität bereitgestellt werden. Die Liquidität kann dann zur Tilgung von Verbindlichkeiten genutzt werden. Dadurch kann unter anderem eine Bilanzverkürzung erzielt werden, welche sich zum Jahresende positiv auf die Eigenkapitalquote auswirkt. Wichtig dabei ist, dass die Maßnahme bis zur Erstellung des Jahresabschlusses umgesetzt werden muss.
Leasing oder Mietkauf
Leasing oder Mietkauf sind ebenfalls gute Optionen, Ihren Cashflow zu schonen. Mieten oder Leasen Sie Produkte anstatt Anlagevermögen zu kaufen. Damit erhöhen Sie Ihre Liquidität und verbessern die Eigenkapitalquote. Außerdem ist diese Art der Finanzierung oft schneller umsetzbar.
Einkaufsfinanzierung
Fall Sie ein produzierendes- oder Handelsunternehmen sind, ist es sinnvoll, eine Einkaufsfinanzierung in Betracht zu ziehen, um zusätzliche Liquidität zu schaffen. Mit einer Einkaufsfinanzierung können Sie außerdem das Lager für eine höhere Produktionssicherheit mit essentiellen Vorprodukten aufstocken.
Variabel aufstellen und Risiko streuen
Verteilen Sie Ihre Kredite und Guthaben bei mehreren Banken und Kreditinstituten und bemühen Sie sich auch um bankenunabhängige Finanzierungen. Durch eine Portfolioverteilung bei verschiedenen Finanzierern kann außerdem das Risiko gestreut werden.
Kreditversicherungen oder Bürgschaften
Schließen Sie Kreditversicherungen oder Bürgschaften ab, um sich bestmöglich vor Zahlungs- und Lieferungsausfällen zu schützen. Beispiele hierfür sind Lieferbürgschaften, welche eine ordnungsgemäße Lieferung gemäß Kauf- oder Werkvertrag garantiert. Auch eine Mängel – beziehungsweise Gewährleistungsbürgschaft, mit welcher der Auftraggeber gegen mögliche Mängel abgesichert ist kann hilfreich sein. Achten Sie außerdem darauf, dass Gewährleistungs- und Garantierechte vertraglich konkret definiert werden.
Krisensichere Aufstellung
Unternehmer:innen sollten einen Überblick darüber haben, wie externe Rating Agenturen, zum Beispiel die Crefo oder Schufa, das eigene Unternehmen bewerten. Zusätzlich sollten Sie regelmäßig überprüfen, ob das Einreichen aktueller Unterlagen dazu beitragen könnte, Ihren Score zu verbessern. Beachten Sie: Ein negatives Scoring kann sich auf die Beziehung zwischen Finanzierer und Kunden auswirken und schwächt die Kreditwürdigkeit.
Langfristig und vorausschauend planen
Alle unternehmerischen Planungen sollten mittel- und langfristig an aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Verhältnisse angepasst werden. Vor allem in der gegenwärtigen Lage sollte eine mögliche Verschlechterung des Marktes bei strategischen und operativen Entscheidungen mit einkalkuliert werden.
Geschäftsausrichtung überdenken und anpassen
Unternehmen sollten flexibel und nicht zu starr aufgestellt sein, um schnell auf äußere Veränderungen und Einflüsse, wie beispielsweise die voranschreitende Digitalisierung, reagieren zu können. Die Produktpalette und strategische Ausrichtung eines Unternehmens sollte stets kritisch betrachtet werden und anpassbar gestaltet sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Opportunitäten nutzen können
Seien Sie auf schnelle Entscheidungen (beispielsweise Kaufentscheidungen) vorbereitet und halten Sie die nötigen Ressourcen frühzeitig bereit.
Unsere Berater von FinCompare beraten Sie gerne persönlich hinsichtlich individueller Maßnahmen. Wir finden für Sie die passende Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung und helfen Ihnen, sich krisensicher aufzustellen – unabhängig von Hausbanken.
Passgenaue Finanzierung für Ihr Unternehmen
Welche staatlichen Hilfen gibt es für betroffene Unternehmen?
- Energiekosten-Zuschuss: Unternehmen erhalten einen befristeten Zuschuss zur Kostendämpfung des Preisanstiegs von Erdgas und Strom.
- Eigenkapitalhilfen und ein Finanzierungsprogramm für Unternehmen, die von dramatischen Preissprüngen an Energiebörsen belastet sind.
- Das KfW Sonderprogramm UBR 2022 ist am 09. Mai 2022 gestartet und stellt betroffenen Unternehmen kurzfristig Liquidität in Form von zinsgünstigen Krediten mit weitgehender Haftungsfreistellung zur Verfügung. Außerdem ist in dem Sonderprogramm eine Möglichkeit zur Konsortialfinanzierung mit substanzieller Risikoübernahme enthalten.
- Erweiterung der Bund-Länder-Bürgschaftsprogramme. Betroffen sind Bürgschaftsbanken und das Großbürgschaftsprogramm. Anträge hierfür können seit dem 29. April 2022 gestellt werden, eine Entscheidung erfolgt jedoch erst nach der beihilferechtlichen Genehmigung
- Ein Finanzierungsprogramm: Die Bundesregierung erarbeitet speziell für, durch hohe Sicherheitsleistungen (Margining) gefährdete Unternehmen standardisierte Kriterien. Ziel ist es, den Unternehmen kurzfristig mit einer durch Bundesgarantien unterlegte Kreditlinie der KfW unter die Arme zu greifen. Hierfür ist ein Kreditvolumen von bis zu 100 Milliarden Euro vorgesehen.
- Zielgerichtete Eigen- und Hybridkapitalhilfen: Hierbei wird gezielt der Einsatz von Eigen- und Hybridkapitalhilfen zur Stabilisierung von besonders relevanten Unternehmen geprüft. Bei betroffenen Einzelfällen wird dies zunächst technisch über Zuweisungsgeschäfte der KfW abgebildet.
Nähere Informationen zur staatlichen Unterstützung finden Sie auf der Homepage des Bundesfinanzministeriums.
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