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Staffelzins EZB: eine Entlastung für deutsche Banken?

Wie sehen die Änderungen der EZB aus und was für Auswirkungen haben diese.

Die EZB hat den Einlagenzins von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent gesenkt. Die Banken sollen mit diesem Strafzins angeregt werden, das überschüssige Geld zu verleihen anstatt es bei der EZB einzulagern. Die Wirtschaft soll mit Krediten angekurbelt werden. Die Banken sind über diese Maßnahme verärgert. Mit dem gleichzeitig eingeführten Staffelzins der EZB werden sie jedoch um eine halbe Milliarde entlastet.

EZB senkt Einlagenzins und führt lang geforderten Staffelzins ein

Im September 2019 wurde bekannt, dass die EZB den bisherigen Negativzins, den Banken für die Einlagerung von Geld bei der EZB zahlen müssen, ab dem 30. Oktober 2019 von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent senkt. Das bedeutet, dass die Banken mehr bezahlen müssen, wenn sie überschüssiges Geld bei der EZB parken wollen. Der Hintergrund dieser Geldpolitik besteht darin, die Wirtschaft mit Krediten wieder in Schwung zu bringen. Das überschüssige Geld soll verliehen statt eingelagert werden. Die EZB will die Banken zur Vergabe von Krediten anregen.
 
Die Banken sind mit dieser Vorgehensweise nicht einverstanden. Der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), Hans-Walter Peters, spricht von einem immer größer werdenden ökonomischen Druck auf die Banken. Nicht anders sieht das Bundesbank-Vorstand Joachim Würmeling. Er spricht davon, dass die Banken handeln müssen, wenn sie überleben wollen.
 
Im Klartext bedeutet das, dass die Geldinstitute diese Minuszinsen an ihre Kunden weitergeben müssen. Berechnungen des BdB ergaben, dass die Belastung für die deutschen Banken von zuvor knapp 2,4 Milliarden Euro auf 3 Milliarden Euro im Jahr steigen würde. Im Gegenzug wurde der Staffelzins der EZB eingeführt, um die Banken zu entlasten. Die Banken sollen mit dem Staffelzins der EZB einen Teil ihrer Überschussliquidität behalten.

Staffelzins EZB: Banken erhalten Freibetrag ohne Negativzinsen

Die Banken sind zwar über die Absenkung des Strafzinses verärgert, doch hat ihnen der inzwischen von Christine Lagarde abgelöste damalige EZB-Präsident Mario Draghi mit dem Staffelzins der EZB gleichzeitig ein Geschenk gemacht. Die Banken erhalten damit einen Freibetrag, auf den sie keine Negativzinsen zahlen müssen. Von den Strafzinsen nimmt die EZB künftig das Sechsfache der obligatorischen Mindestreserve aus. Auf diese obligatorische Mindestreserve werden ohnehin keine Strafzinsen erhoben. Nur auf das darüber hinausgehende Kapital müssen die Banken einen Strafzins zahlen.

Ziel: Minderung der negativen Auswirkungen für Banken durch gesenkte Zinssätze

Die negativen Auswirkungen der gesenkten Zinssätze sollen mit dem Staffelzins der EZB gemindert werden. Davon könnten auch die Kunden der Banken profitieren. Unternehmenskunden könnten Kredite zu günstigen Konditionen erhalten. Anders als von Bundesbank-Vorstand Joachim Würmeling angenommen, müssten die Banken ihre Kunden dann nicht mit höheren Kosten belasten.
 
Die EZB kann mit diesem Staffelzins vor allem für die einlagenstarken Institute aus Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich die negativen Folgen des Strafzinses mildern. Gleichzeitig teilte die EZB mit, ab dem 1. November 2019 monatlich Wertpapiere für 20 Milliarden Euro zu erwerben. Mit diesen Staatsanleihen will die EZB den Eurostaaten helfen, günstiger an Geld zu kommen. Die Eurostaaten müssen nicht so hohe Zinsen für ihre Wertpapiere bieten, wenn die EZB große Bestände aufkauft.
 

 

Banken sparen eine halbe Milliarde durch Freibeträge und Staffelzins

Mit dem Staffelzins der EZB wirkt sich die Absenkung des Strafzinses auf Geldeinlagen für die Banken nicht negativ aus. Sie können einen hohen Freibetrag ausschöpfen und machen damit sogar Plus. Die EZB hat mit dem Staffelzins ein zweistufiges System eingeführt. Von den Strafzinsen wird das Sechsfache der obligatorischen Mindestreserve einer jeden Bank ausgenommen.
 
Da diese Mindestreserve bei der EZB gelagert werden muss, erhebt die EZB darauf keinen Strafzins. Ein größerer Teil der Überschussliquidität der Banken bleibt von den Strafzinsen verschont. Nur auf den Betrag, der über diesen Freibetrag hinausgeht, müssen die Banken Strafzinsen zahlen. Für die Banken bedeutet das eine deutliche Erhöhung des Freibetrags. Trotz höherer Strafzinsen, die von den Banken zu zahlen sind, werden die Banken entlastet.
 
Schätzungen des Strategen Frederik Ducrozet zufolge wird die jährliche Belastung für die Banken Europas von zuvor 9 Milliarden auf 6 Milliarden Euro fallen. Ducrozet ermittelt für die deutschen Banken eine jährliche Entlastung von 900 Millionen Euro. Laut BdB liegt die Ersparnis für die deutschen Banken durch den Staffelzins der EZB jedoch nur bei 520 Millionen Euro

Die Schweiz als Vorbild für die EZB

Der damalige EZB-Präsident Draghi hat die Schweiz zum Vorbild für seine Entscheidung genommen. Die Schweizer Nationalbank räumt den Banken einen Freibetrag ein, der das 20-Fache ihrer Mindestreserve ausmacht. Die DZ-Bank hat ermittelt, dass 50 Prozent der Bankeinlagen mit diesen Maßnahme von den Strafzinsen ausgenommen sind. Die Strafzinsen in der Schweiz liegen gegenwärtig bei minus 0,75 Prozent.

1,9 Milliarden EUR Zinsen zahlen deutsche Banken für Einlagerung bei EZB

Der BdB rechnet trotz der erhöhten Strafzinsen, die von den Banken gezahlt werden müssen, mit einer Entlastung der Geldhäuser. Waren es vorher noch knapp 2,4 Milliarden Euro jährlich an Strafzinsen, die deutsche Banken an die EZB für die Einlagerung bezahlen mussten, so sind es nach dem Staffelzins der EZB nur noch 1,9 Milliarden Euro an Zinsen, die auf die bei der EZB geparkten Gelder erhoben werden. Das bedeutet eine Entlastung von jährlich 500 Millionen Euro für die deutschen Geldinstitute.
 
Die Bankenlobby hält dennoch an ihrer Kritik an den Währungshütern der EZB fest. Die Entlastung ist nicht hoch genug. Der Verband bezeichnet den Staffelzins nur als halbherzigen Schritt. Der BdB geht davon aus, dass die jährliche Belastung für die deutschen Banken ohne diesen Staffelzins nach der Erhöhung des Strafzinses auf 3 Milliarden Euro gestiegen wäre.
 
Wie die US-Bank JP Morgan berechnet, sinkt allein für die Deutsche Bank die jährliche Belastung durch Strafzinsen um 200 Millionen Euro. Für die Commerzbank bedeutet das eine Senkung der Belastung um jährlich ca. 100 Millionen Euro. Sprecher der beiden Banken erklärten, dass sie mit einer geringeren Belastung rechneten, doch wollten sie sich nicht zu deren Höhe äußern.

Staffelzins EZB: Entlastung von 2,2 Milliarden Euro für Europas Banken

Wie der BdB berechnet, müssten die europäischen Banken nach dem Staffelzins der EZB jährlich knapp 5 Milliarden Euro an Strafzinsen zahlen. Das wäre eine Entlastung um etwa 2,2 Milliarden Euro. Die Belastung wäre ohne den Staffelzins demzufolge auf jährlich ca. 9 Milliarden Euro gestiegen. Der BdB befürchtet jedoch einen erhöhten Druck auf die Banken durch das neue Anleihenkaufprogramm der EZB. Die Überschussliquidität der Banken würde damit weiter steigen. Das würde einen erhöhten Anlagedruck bedeuten. Die deutschen Bankhäuser verzeichneten im Juni 2019 einen Betrag von 600 Milliarden Euro an überschüssigen Geldern.

Ca. 520 Mio. EUR Entlastung für hiesige Geldinstitute

Wie der Bundesverband deutscher Banken ermittelt, bedeutet der Staffelzins der EZB eine jährliche Entlastung von ca. 520 Millionen Euro für die hiesigen Geldinstitute. Die negativen Auswirkungen des für die Banken höheren Strafzinses sollen gemindert werden. Die EZB verstärkt mit dem Staffelzins ihre lockere Geldpolitik unter Mario Draghi.
 
Draghis Nachfolgerin Christine Lagarde ist nun aufgefordert, diese Geldpolitik fortzusetzen. Mario Draghi hatte angekündigt, dass signifikante geldpolitische Impulse notwendig seien, um gegen die weltweite Konjunkturabkühlung und die Schwäche des Welthandels vorzugehen. Mit dem Staffelzins der EZB können die Banken nun mehr Geld bei der EZB einlagern, auch wenn sie einen höheren Zins bezahlen müssen.
 
Möglich wird das durch die höheren Freibeträge. Der Betrag, auf den die Banken Strafzinsenzahlen müssen, wird damit deutlich geringer. Für die deutschen Banken bedeutet das konkret, dass sie auf etwa 180 Milliarden Euro Überschussliquidität künftig keine Negativzinsen zahlen müssen.

Lockere Geldpolitik auch unter Christine Lagarde

Die frühere IWF-Chefin Christine Lagarde hatte bereits angekündigt, die lockere Geldpolitik der EZB über einige Zeit beizubehalten. Das betrifft nicht nur den Staffelzins der EZB. Auch am Leitzins, der seit März 2016 ununterbrochen auf seinem Tiefpunkt von Null Prozent liegt, soll sich gegenwärtig nichts ändern. Lagarde weist darauf hin, dass die EZB die negativen Folgen und Nebeneffekte im Blick behalten müsse.

Vom Inflationsziel weit entfernt

In der Eurozone strebt die EZB mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp 2,0 Prozent an. Von der Nullmarke ist das noch weit genug entfernt. Für die Konjunktur stellen die dauerhaft niedrigen Preise ein Risiko dar. Unternehmen hoffen, dass alles bald noch billiger wird, und könnten damit Investitionen aufschieben. Das könnte zu einer weiteren Konjunkturabschwächung führen. Der Strafzins soll die Konjunktur wieder in Fahrt bringen. Die Banken sollen dazu motiviert werden, mehr Kredite an Unternehmen zu vergeben. Der Preisauftrieb soll verstärkt werden. Der Staffelzins der EZB stellt eine Entlastung für die Banken dar.

Mögliche Auswirkungen des Staffelzinses auf Unternehmenskredite

Als Unternehmer werden Sie sich vielleicht fragen, wie sich die aktuelle Zinspolitik und der Staffelzins der EZB auf Kredite für Unternehmen auswirken. Da die EZB die Banken motivieren will, das überschüssige Kapital zu verleihen, könnte es künftig für Unternehmen einfacher sein, Kredite zu erhalten. Schließlich dienen die Kredite zur Finanzierung und können die Wirtschaft ankurbeln.
 
Nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern auch die gesamte europäische Wirtschaft könnte davon profitieren. Deutsche Unternehmen könnten verstärkt Auslandsgeschäfte tätigen, wenn die Banken günstige Außenhandelskreditevergeben. Die EZB verfolgt mit ihrem Strafzins und ihren Staffelzinsen das Ziel, die Wirtschaft im eigenen Land, aber auch im gesamten Europa zu stärken. Das könnte auch niedrigere Zinsen für Unternehmenskredite bedeuten, da Kredite attraktiver werden sollen.
 
Auswirkungen des Staffelzinses auf Unternehmenskredite
 

Auswirkungen der Strafzinsen auf Geldanlagen

Für Sie als Unternehmer ist es wichtig, Rücklagen zu bilden. Wie sieht es künftig mit den Konditionen für Geldanlagen aus? Wenn die Zinsen für Kredite aufgrund der Zinspolitik der EZB gesenkt werden, könnte das auch noch weniger Zinsen oder sogar Negativzinsen für Geldanlagen für Unternehmen bedeuten. Bei einem hohen Einlagenvolumen, wie es bei Unternehmenskunden der Regelfall ist, können die Auswirkungen der Strafzinsen wahrscheinlich kaum vermieden werden. Die Banken werden den negativen Einlagenzins zumindest teilweise an ihre Firmenkunden weitergeben. Profitieren können Sie als Unternehmer nur vom Staffelzins der EZB und von der Strafzinspolitik, wenn Sie einen Kredit aufnehmen wollen.

Staffelzins EZB: Mehr Schaden als Nutzen durch expansive Geldpolitik

Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, geht davon aus, dass die noch expansivere Geldpolitik der EZB mehr Schaden als Nutzen bringt. Seiner Meinung nach überwiegen mittlerweile die negativen Auswirkungen, während sich die positiven Effekte abgenutzt haben. Die realwirtschaftliche Entwicklung oder die Preise würden mit den beschlossenen Maßnahmen der EZB nicht angeschoben werden.
 
Die Einführung der Staffelzinsen wird von Schleweis in der Tendenz jedoch positiv bewertet. Er bezeichnet den Staffelzins der EZB als richtigen Schritt, doch glaubt er, dass damit nur die direkten Auswirkungen der Negativzinsen etwas abgefedert werden könnten. Schleweis geht davon aus, dass die indirekten Belastungen und die Folgen der expansiven Geldpolitik der EZB für Wirtschaft und Gesellschaft erheblich größer sind. Laut Schleweis sind davon auch die Kreditinstitute betroffen. Die Belastungen würden mit dem neuen Maßnahmepaket nochmals ansteigen.

Anleihenkäufe der EZB als gefährliches Signal

Im erneuten Kauf von Anleihen durch die EZB ab dem 1. November 2019 sieht Ökonom Friedrich Heinemann ein gefährliches Signal für Euro-Staaten wie Italien. Diese Länder könnten sich künftig offenbar auf eine dauerhafte Finanzierungshilfe von der EZB verlassen. Regierungen können sich durch den Anleihenkauf durch die EZB günstiger frisches Geld besorgen. Die Regierungen können auf ihre Wertpapiere weniger Zinsen bieten. Über die Wertpapierkäufe pumpt die EZB viel Geld in den Markt. Die Inflation könnte damit angetrieben werden.
 
Der Chefvolkswirt des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Klaus Wiener, spricht davon, dass gegenwärtig keine wirtschaftliche oder politische Krise vorliegt, die den Staffelzins der EZB, die Strafzinspolitik und die insgesamt lockere Geldpolitik rechtfertige. Die Nebenwirkungen der expansiven Geldpolitik treten immer deutlicher ans Tageslicht. Das macht sich mit Negativzinsen für Spareinlagen und einer Blase auf dem Immobilienmarkt bemerkbar. Die Banken würden geschwächt, da im Zinstief die Erträge in der Branche wegbrechen.

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Fazit: Das bedeutet der Staffelzins für Firmenkunden

Ob der Staffelzins der EZB tatsächlich positive Auswirkungen für Firmenkunden der Banken hat, darüber kann nur spekuliert werden. Zumindest theoretisch wäre es möglich, dass die Banken angesichts der höheren Zinsen auf Einlagen, die sie an die EZB zahlen müssen, bestrebt sind, Kredite zu günstigen Konditionen an Firmenkunden zu zahlen. Es könnte künftig für Firmenkunden leichter werden, an Kredite zu gelangen. Bis das jedoch tatsächlich umgesetzt wird, könnte noch einige Zeit vergehen.

Da der Staffelzins zu höheren Freibeträgen führt, könnte das insbesondere kleinere Geldhäuser dazu verleiten, mehr Geld zu deponieren als in Form von Krediten in Umlauf zu bringen. Die Banken müssen auf einen Betrag, der das Sechsfache der obligatorischen Mindestreserve ausmacht, keine Strafzinsen zahlen. Kleinere Banken, die bisher weniger Geld bei der EZB geparkt haben, könnten sogar dazu ermutigt werden, mehr Geld zu bunkern. Anders könnte das bei Banken aussehen, die eine hohe Umlaufliquidität haben. Sie profitieren vom Staffelzins der EZB, doch müssen sie auf das Geld, das den Freibetrag überschreitet, einen höheren Strafzins zahlen. Sie wünschen sich daher einen noch höheren Staffelzins.

In jedem Fall werden sich die Konditionen für Geldanlagen verschlechtern. Das bekommen vor allem Unternehmen mit einem hohen Einlagenvolumen zu spüren. Sie müssten künftig höhere Negativzinsen auf ihre Spareinlagen zahlen. Die Tatsache, dass die EZB den Leitzins auf lange Sicht nicht erhöht, wirkt sich zusätzlich negativ auf die Zinsen für Geldeinlagen aus. Es ist also nicht davon auszugehen, dass Unternehmen in absehbarer Zeit vom Staffelzins der EZB profitieren können.

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