Finanzierungskonzept anpassen: 7 Maßnahmen gegen eine abschwächenden Konjunktur
Das sich abzeichnende Schwächeln der Konjunktur sollte für deutsche Unternehmen ein Signal sein ihr Finanzierungskonzept anzupassen und vorbereitende Maßnahmen einzuleiten. Wie sich der Mittelstand optimal vorbereitet und welche Schritte jetzt schon eingeleitet werden sollten, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Konjunkturumfrage des BIHK zeigt, dass schwächere Quartale bevorstehen
In 2018 konnte sich die Wirtschaft in Deutschland als stabil und expandierend beweisen. Exporte stiegen an, der Arbeitsmarkt zeigte sich zunehmend im grünen Bereich, Bau- und Dienstleistungsbranche boomten. Kaum jemand hätte erwartet, dass dies in 2019 anders aussehen könnte. Die Entwicklung hat sich jedoch schleichend ins Gegenteil verkehrt. Von der boomenden Konjunktur ist in einigen Bereichen nicht mehr viel zu spüren. Die deutsche Wirtschaft schleppt sich eher träge dahin. Das bestätigt auch die Umfrage des BIHK und der Monatsbericht der Deutschen Bundesbank.
Im Monatsbericht aus Juni 2019 schildert die Bundesbank, dass beispielsweise Sondereffekte ausgelaufen waren oder zu umgekehrten Effekte führten. Diese hatten zu Jahresbeginn noch zu deutlichen Steigerungen des Bruttoinlandsproduktes beigetragen. Ein weiteres Anzeichen für die schwächelnde Konjunktur ist die Entwicklung im Baugewerbe. Das konnte sich in den letzten Jahren über mehr Aufträge freuen, als manchem Bauunternehmer lieb war. Jetzt trat der Markt hinsichtlich seiner Aktivitäten auf die Bremse, was zu negativen Konsequenzen für die beteiligten Firmen und deren Zulieferer führt.
Auftragseingänge/Exporterwartungen sinken stark
Auch in der Kraftfahrzeugbranche zeigen sich Effekte aus den letzten Jahren. Die gebremste Kauflust der Konsumenten konnte sich nach dem Dieselskandal langsam wieder erholen. Inzwischen haben die Verbraucher ihre PKW-Käufe nachgeholt. Die positiven inländischen Tendenzen auf dem Kfz-Markt werden durch die weltweite Zurückhaltung weitgehend überlagert. Zudem sind die staatlichen Anreize für Diesel-Wechsler und Interessenten alternativer Energien ausgelaufen oder nicht mehr attraktiv genug. Sodass sich auch hier der Markt langsam abschwächt. Viele Kaufinteressenten warten stattdessen auf ausgereifte Entwicklungen zu Elektro- oder Wasserstoffautos.
Auch die Vorboten des Brexits zeigen sich in der deutschen Ausfuhrstatistik. Da der Ausstieg Großbritanniens aus der EU bereits für März erwartet worden war, haben britische Unternehmen vorab auf Vorrat in Deutschland eingekauft. Diese Tendenz hat sich inzwischen abgeschwächt, sodass auch hier eine Lücke entstand. Im Frühjahr 2019 zeigen sich die Warenausfuhren entsprechend stark verringert. Vor allem gegenüber den starken Wintermonaten fiel der Rückgang deutlich aus.
Preissteigerungen machten sich ab Mai ebenfalls bemerkbar und dämpften die Konjunktur. Die Verbraucher hatten in kurzen zeitlichen Abständen mit gesteigerten Energiepreisen, höheren Lebensmittelkosten und angehobenen Preisen für Industriegüter zu kämpfen.
Der bereits seit Längerem schleichende Abschwung in der deutschen Industrie zeigt sich inzwischen nachhaltig, vor allem in der Exportwirtschaft. Dagegen kann die Binnenwirtschaft noch beruhigt bleiben. Diese Zweiteilung der Konjunktur in Deutschland wird sich nach Prognosen der Bundesbank im Winterhalbjahr 2019/2020 wieder etwas stabilisieren und sich aneinander angleichen.
Demografische Entwicklung schwächt den Arbeitsmarkt
Zwar wird der Arbeitsmarkt unter der demografischen Entwicklung leiden, sodass auch aus diesem Grund die Beschäftigungszuwächse nachlassen. Dennoch erfinden sich einige Berufssparten, beispielsweise die Finanzbranche, neu. Nicht die klassische Bank ist hier mehr gefragt, sondern alternative Finanzanbieter und Direktbanken. Diese Einsichten haben Kreditinstitute und Verbraucher inzwischen verinnerlicht.
Die Experten erwarten in 2020 und 2021 eine sich wiederbelebende Konjunktur, da die Nachwirkungen ausgelaufener Sondereffekte, des Brexits und der Neuorientierung in der Autobranche dann hinfällig wären. Belebende Faktoren wie günstige Kreditmittel im Rahmen der Niedrigzinsphase, Investitionen zu erneuerbaren Energien, Änderungen im Rahmen von Digitalisierungen und künstlicher Intelligenz begünstigen das Aufleben der Volkswirtschaft.
Finanzierungskonzept anpassen und Risiken absichern
Das Exportland Deutschland hat mit zunehmenden Risiken im Handel mit dem Ausland zu kämpfen. Immer häufiger werden Zahlungsausfälle und Insolvenzen ausländischer Vertragspartner zum Problem. Das bestätigt auch Euler Hermes Deutschland in seinem Insolvenzradar. Darin zeigt der Kreditversicherer, dass in zwei von drei Ländern weltweit das Insolvenzrisiko steigt und damit für deutsche Exporteure gefährlich werden könnte. Ein Grund mehr, sein Finanzierungskonzept zu überarbeiten.
Am härtesten trifft es erneut China. Mit einem erwarteten Anstieg der Insolvenzen von rund 15 % in 2019 ist hier das Risiko für deutsche Exporteure besonders groß. Aber auch Westeuropa weist immer häufiger Pleiten auf. Nicht nur in den brexitgeschüttelten Regionen wie Großbritannien steigen die Insolvenzquoten, sondern auch in Frankreich, Spanien oder Italien. Das Wachstum vieler Länder ist zu langsam, um ihren Unternehmen wirtschaftliche Stabilität zu bieten. Auch das sonst so stabile Skandinavien, die Slowakei, Russland, Polen, Türkei, Rumänien und Bulgarien erleben einen Abwärtstrend.
Eine umgekehrte Entwicklung erfahren nach Analyse von Euler Hermes Deutschland aktuell krisengeschüttelte Länder wie Griechenland und Brasilien mit einem voraussichtlichen Rückgang der Insolvenzen in 2019 um 6 %, die Tschechische Republik mit 10 % und Ungarn, das sogar 11 % weniger Unternehmensschließungen zu verzeichnen hat. Weltweit schwächelt die Konjunktur, was zu einem Umdenken deutscher Unternehmen führen sollte. Höchste Zeit, Finanzierungskonzept, Liquiditätspolster und Risikomanagement zu überdenken.
Höhere Schadenssummen in Deutschland durch Insolvenzen
Deutschland überzeugt aktuell zwar nicht mit stabilem Wirtschaftswachstum, konnte jedoch die Pleiten seiner Unternehmen auf gleichbleibendem Niveau halten. Während die Stückzahlen sich nicht veränderten, haben sich die Schäden durch Insolvenzen verdoppelt. Eine Verschlechterung ist zusätzlich durch die starke Exportorientierung hierzulande zu erwarten.
Vor allem die deutsche Autoindustrie ist extrem abhängig von den Entwicklungen und der wirtschaftlichen Stabilität im Ausland. Einen Platz in der ersten Reihe nehmen daneben bereits seit 2018 die Gastronomiebranche rund um Hotels, Restaurants, Freizeit sowie die persönlichen Dienstleistungen ein.
Mit richtigen Instrumenten und Finanzierungskonzept gegensteuern
Der schwächelnden Konjunktur haben viele kleine und mittelständische Unternehmen wenig entgegenzusetzen. Einer mageren Auftragslage und zurückgehenden Exporten können Unternehmen nur begegnen, wenn sie sich so früh wie möglich systematisch darauf vorbereiten.
- Ein großes Risiko haben Unternehmen, die stark fremdfinanziert sind. Wer die gute Wirtschaftslage der vergangenen Jahre ausgenutzt hat, um die Eigenkapitalquote zu verbessern, kann einer schwächeren Auftragslage gelassener entgegensehen. Handel und Baubranche beispielsweise haben aktiv daran gearbeitet, das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital zu verbessern. Der früheren Tendenz zu hohen Fremdmittelaufnahmen haben Unternehmen des Handels erfolgreich gegengesteuert und weisen mittlerweile zu 38,3 % eine Eigenkapitalquote von 30 % und mehr auf.
- Bauunternehmen sind immerhin zu 29 % in der oberen Eigenkapitalsparte abgesichert. Auch die Dienstleistungsbranche hat viel für mehr Eigenkapital getan. Dennoch arbeiten immer noch 31,9 % mit weniger als 10 % Eigenkapital und sind damit besonders gefährdet in konjunkturschwachen Phasen. Auch beim gut aufgestellten verarbeitenden Gewerbe arbeiten noch 21 % mit weniger als 10 % Eigenkapital. Quoten, die Unternehmen in auftragsschwachen Zeiten überlasten können.
Unterm Strich ist dennoch im unteren Bereich der Eigenkapitalabdeckung eine positiv zu bewertende Stagnation festzustellen.
Finanzierungskonzepte prüfen: mit ausgewogenem EK & FK Abhängigkeit vermeiden
KMUs sollten daher rechtzeitig ihr Finanzierungskonzept überprüfen. Eine Eigenkapitalbasis von unter 10 % ist zu gering. Der Kapitaldienst für die benötigten Fremdmittel könnte in auftragsschwachen Zeiten das Unternehmen überfordern. Eine Quote von 20 % wäre schön, eine Eigenkapitalunterlegung von 30 % und mehr ist jedoch die empfehlenswerte Variante.
Unternehmen, die bisher noch stark fremdfinanziert sind, sollten dieses Risiko minimieren. Informieren Sie sich über Umschuldungsmöglichkeiten. Noch bietet der Markt extreme Niedrigzinsen, die eine schnelle Tilgung und Ablösung erlauben. Aktuell finden Unternehmen Kredite zu Zinssätzen von durchschnittlich 1,29 %. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in Aussicht gestellt, dieses Niveau noch einige Monate beizubehalten.
Doch die Belastung der Sparer durch den Leitzins, der in den letzten Jahren von 4,25 % bis auf 0,00 % gesenkt wurde, macht sich immer stärker auch im Konsumverhalten bemerkbar. Fehlende Zinsen oder gar Negativzinsen animieren die Verbraucher zwar dazu, ihr Geld in Einkäufe zu investieren, aber insgesamt sinkt die Konsumbereitschaft dennoch zunehmend. Ein Wechsel in der Strategie der Notenbanken ist daher in naher Zukunft zu erwarten.
Finanzierungskonzept anpassen: Kreditlinien ausbauen
Um Schwankungen in der Auftragssituation und der Konjunktur allgemein zu begegnen, bedarf es Kreditlinien, die flexibel und günstig sind. Dazu gehören neben langfristigen Investitionskrediten auch kurzfristige Darlehen zur Vermeidung von Liquiditätsengpässen, wie Kontokorrentkredite und Betriebsmittelkredite. Darüber sollten Sie frühzeitig mit einem Kreditinstitut sprechen. Für ein erfolgreiches Gespräch mit Ihrer Hausbank empfiehlt sich vorab, einen Blick in die Angebote der Online-Banken zu werfen. Zudem sollten Sie sich intensiv über die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) informieren.
Niedrige Zinsen langfristig sichern, Planungssicherheit schaffen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat unter der Leitung von Mario Draghi ein Experiment gestartet, das es vorher so nicht gab. Um die Konjunktur massiv zu beleben und die Wirtschaft zu stabilisieren, war der Leitzins sukzessive auf 0 % gesenkt worden. Kredite gibt es seit Beginn der Leitzinssenkung so günstig wie nie. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen sollten sich diese niedrigen Zinsen möglichst langfristig sichern. Das senkt die Kosten für Fremdmittel und schafft Planungssicherheit.
Währungsrisiken abfedern und vor Schwankungen schützen
Importeure und Exporteure, die in Fremdwährungen handeln, müssen sich vor Währungsrisiken absichern. Diese werden durch unterschiedliche Gründe verursacht:
Unsichere Situationen in der Weltpolitik, wie beispielsweise im Rahmen des Brexits oder aufgrund der Aktivitäten Amerikas, führen rasch zu Währungsschwankungen. Eine Entwicklung, die nicht immer nur negativ zu sehen ist. Denn ein starker Euro hilft dem importierenden Unternehmen, weil der Einkauf in einer Fremdwährung günstiger wird. Das exportierende Unternehmen dagegen hofft auf einen schwachen Euro, da das Geschäft für Käufer dann günstiger und dadurch angekurbelt wird.
Schwankungen sind schon deshalb vorprogrammiert, weil ausländische Kunden oft Zahlungsziele von drei Monaten und mehr erwarten. In dieser Zeit kann viel passieren und die Liquidität des produzierenden oder verkaufenden Unternehmens leidet. Das Finanzierungskonzept sollte daher alle Unwägbarkeiten rund um Währungsrisiken abdecken. Dafür ist es für KMUs wichtig, den passenden Partner unter den Kreditinstituten zu finden. Eine Bank oder Sparkasse, die erfahren in internationalen Geschäften ist, kann hier zum unverzichtbaren Berater werden.
Währungsrisiken aktiv gegensteuern
Um Währungsrisiken gar nicht erst entstehen zu lassen oder zumindest abzufedern, einige Möglichkeiten:
- Handel in EUR
Die beste Absicherung gegen Währungsrisiken ist es, Geschäfte in Euro-Währung abzuschließen. In diesem Fall übernimmt der ausländische Vertragspartner das Währungsrisiko.
- Devisentermingeschäfte
Eine Lösung für das Problem der Schwankungen bieten auch Devisentermingeschäfte. Bei diesen Transaktionen wird der Wechselkurs bereits bei Vertragsabschluss mit dem ausländischen Handelspartner gefixt. Devisentermingeschäfte können eine Laufzeit von bis zu 5 Jahren haben.
- Exportkreditversicherung
Eine Exportkreditversicherung sichert KMUs gegen Zahlungsausfall ab. Sie springt ein, wenn der ausländische Handelspartner nicht zahlen kann oder aufgrund von Unstimmigkeiten nicht zahlen will.
- Verkauf der Forderungen (Forfaitierung)
Wer sich mit Währungsrisiken und den Erwartungen ausländischer Handelspartner nicht intensiv beschäftigen kann oder will, hat die Möglichkeit der Forfaitierung. Dabei verkauft der deutsche Unternehmer seine Exportforderungen. Käufer sind Kreditinstitute oder spezielle Institute. Der Verkäufer erhält sein Geld innerhalb weniger Tage, sobald er den Vertrag mit dem ausländischen Handelspartner erfüllt hat.
Mit einer Forfaitierung verbessern KMUs ihre Liquidität und Attraktivität. Denn sie können ihren Kunden lange Zahlungsziele anbieten, die im Ausland als wichtiges Handelskriterium angesehen werden. Das Kreditinstitut übernimmt das komplette Kurs- und Ausfallrisiko. Dadurch verringert ein Forderungsverkauf den Fremdmittelbedarf und dessen Kosten für ein Unternehmen.
Rohstoffrisiken abmildern, Bedarfsplanung vornehmen und Absicherung planen
Gefahr kommt auch von einer Seite, die viele Unternehmen gar nicht prominent im Visier haben. Die Rohstoffpreise sind sehr volatil und können für ein Unternehmen existenzbedrohend sein. Vor allem für produzierende Branchen sind sie enorm wichtig. Mehrkosten können mittlerweile auf den globalen Märkten nicht mehr spontan auf Produkte und damit auf den Kunden abgewälzt werden. Energieintensive Branchen, darunter beispielsweise Speditionsunternehmen und Fluggesellschaften, sollten rechtzeitig finanzielle Reserven bilden.
Gleichzeitig müssen sich auch kleine und mittelständische Unternehmen intensiv mit den Chancen erneuerbarer Energien beschäftigen. Ob Elektro-LKW, Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen, Biogasleitungen oder Windparks, die Investitionsmöglichkeiten sind so vielseitig wie die die finanzielle Unterstützung. Banken und Sparkassen sind offen für entsprechende Plänen zu erneuerbaren Energien.
Interessant sind auch die Angebote der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), wie beispielsweise das KfW-Programm 270 Erneuerbare Energien „Standard“ oder die Programme 271/281 Erneuerbare Energien „Premium“. Für die Sanierung und Erneuerung von Heizanlagen, Fenster, Türen, Wärmedämmung, Kälte- und Wärmerückgewinnung, Abwärmenutzung, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Kraft-Wärme- bzw. Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlagen oder Beleuchtung bietet die KfW das Energieeffizienzprogramm 276 Energieeffizient Bauen und Sanieren.
Finanzierungskonzept optimieren: Forderungen hierzulande absichern
Obwohl sich aktuell noch die innerdeutsche Konjunktur weitgehend stabil hält, werden sich auch hier die wirtschaftlichen Auswirkungen bemerkbar machen. Bereits heute zeigt sich im Geschäft mit Privatkunden eine negative Entwicklung im Zahlungsverhalten. Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e. V. hat in 2018 im Rahmen seiner Umfrage ermittelt, dass deutsche Unternehmen zunehmend unter verschleppten oder ausbleibenden Zahlungen leiden. Dabei spielen das ungebremste Konsumverhalten vor allem jüngerer Generationen und die Vorliebe der Deutschen für den Rechnungskauf mit einem Anteil von 27,9 % die Hauptrollen.
Ein Verhalten, das gewerbliche Kunden in Deutschland zunehmend in ähnlicher Weise übernehmen. Um sich gegen säumige Zahler abzusichern und deren Zahlverhalten zu beschleunigen, können Unternehmen das Factoring einsetzen. Dabei verkauft ein KMU seine Forderungen an eine Bank oder ein Inkassounternehmen. Diese Institute prüfen frühzeitig die Bonität und sichern sich und das KMU so weitgehend vor Ausfallrisiken.
Forderungsverkauf wirkt sich positiv auf die Bilanz des Unternehmens aus und kann so zu günstigeren Konditionen bei erneuter Fremdmittelaufnahme führen. Zugleich kann das sofortige Bargeld zur Ablösung bereits vorhandener Kredite genutzt werden, sodass die Eigenkapitalquote verbessert wird.
Factoring für exportierende Unternehmen vorteilhaft
Noch immer schrecken viele Unternehmen vor Factoring zurück, denn der Verkauf der Forderungen ist nicht kostenlos für den Verkäufer. Jedoch amortisieren sich die Kosten schnell durch den sofortigen Geldeingang innerhalb weniger Tage und die Vermeidung von Ausfallrisiken. Auch die gesparten Aufwände für Mahnungen, Korrespondenz und ggf. sogar durch Reisen zum ausländischen Handelspartner schlagen positiv zu Buche.
Factoring bietet in vielerlei Hinsicht Vorteile für exportierende Unternehmen. Sie können ihren Handelspartnern im Ausland die gewünschten langen Zahlungsziele von bis zu 180 Tagen gewähren, ohne an Liquidität einzubüßen. Ganz im Gegenteil, können sie doch mit ihrer gewonnen Liquidität Vorteile im Einkauf, Skonti durch Vorauszahlung sowie Mengenrabatte nutzen.
Der Deutsche Factoring Verband e. V. sieht bei deutschen Unternehmen eine klare Tendenz zum ehemals etwas verruchten Factoring. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen, denn die aufgekauften Auslandsforderungen haben sich in den letzten zehn Jahren annähernd verdreifacht.
Liquidität stärken: Maßnahmen für KMUs
Bevor die Konjunkturschwäche auf Ihr Unternehmen übergreift, sollten Sie Ihr Liquiditätspolster überprüfen. Es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten, die eigene Liquidität zu verbessern. Allen Aktivitäten voran sollte ein aktualisierter Liquiditätsplan vorhanden sein oder erstellt werden. Dann gilt es, die Ausgabensituation des Unternehmens zu analysieren und überflüssige oder verzichtbare Kosten zu streichen.
Darüber hinaus eine unvollständige Auswahl an Möglichkeiten, die Liquidität zu verbessern:
- Zahlungsweisen, die zu Problemen führen, ggf. streichen
- Skonti und Rabatte für Vorauszahlungen anbieten
- Rechnungen sofort mit Auftragserledigung stellen
- Teilrechnungen ausstellen für bereits fertige Leistungen
- Factoring nutzen
- Privateinlagen vornehmen und Privatentnahmen auf das Nötigste reduzieren
- Vor Auftragsannahme Bonität potenzieller Kunden prüfen
- Gegen säumige Zahler gerichtlich vorgehen
- Teure Fremdmittel umschulden oder ablösen
- Bei bestehenden oder neuen Krediten Tilgungsaussetzung vereinbaren, KfW-Darlehen nutzen
- Zahlungsziele bei Lieferanten und Dienstleistern ausnutzen
- Investitionen auf Aktualität und Dringlichkeit prüfen
- Investitionen zu erneuerbaren Energien, Digitalisierung und künstlicher Intelligenz einplanen
- Lagerbestände prüfen und ggf. reduzieren, Lagerhaltung an Lieferanten delegieren
- Sonderverkaufsaktionen, Rabatte für Bestandskunden
- nicht benötigte Hallen, Räume, Maschinen und Fahrzeuge vermieten oder verkaufen
- Benötigte Gebäude oder Grundstücke können verkauft und wieder angemietet werden
- Einfache, sich wiederholende Tätigkeiten outsourcen
Finanzierungskonzept anpassen und konjunkturellen Schwächen nachhaltig vorbeugen
Konjunkturelle Schwächen und Belastungen können jedes Unternehmen treffen, auch in gut aufgestellten Branchen. Wer frühzeitig sein Finanzierungskonzept anpasst und seine Aktivitäten zielgruppengerecht ausrichtet, kann solche Schwierigkeiten für sein Unternehmen gewinnbringend nutzen. Dabei sollten alle Aktivitäten und eingespielten Muster überprüft werden. Wer beispielsweise bisher kein Factoring genutzt hat, kann diese Form des Forderungsverkaufs für sich als Problemlöser entdecken. Auch unkonventionelle Maßnahmen, wie der Verkauf von Anlagen, die im Nachhinein geleast werden, sorgen für Stabilität und Durchhaltevermögen, wenn der Wind von vorne kommt.
Einsparungen im Personalbereich oder in der Altersvorsorge sollten dagegen intensiv hinterfragt werden, bevor sie in ein neues Finanzierungskonzept eingebunden werden. Auf Investitionen in zeitgemäße Bereiche wie erneuerbare Energien und Digitalisierung sollten KMUs nicht aus Angst vor einer schlechten Auftragslage verzichten. Wer diese Top-Tipps frühzeitig auf seine Bedürfnisse und seine Branche spiegelt, kann einer sich abschwächenden Konjunktur ein stabiles und gut aufgestelltes Unternehmen entgegensetzen.
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