Einkaufsfinanzierung und Reverse-Factoring – Chancen für Unternehmen

Bei vielen Unternehmen ist die Liquidität oftmals knapp. Rechnungen und Gehälter müssen gezahlt werden, aber Ihre Kunden zahlen noch nicht. Wir erklären Ihnen die Einkaufsfinanzierung (Finetrading) und das Reverse-Factoring und welche Chancen diese gerade auch für Ihr Unternehmen mit sich bringen.

Was ist Einkaufsfinanzierung und Reverse-Factoring und wem hilft sie?

Sind sie ein Kleinunternehmer? Betreiben Sie beispielsweise ein lokales Ladengeschäft und stellen ihre angebotenen Waren und Artikel dort aus? Im Wesentlichen wird hierbei zwischen Ihnen und Ihrem Lieferanten eine Gesellschaft zwischengeschaltet. Diese Gesellschaft agiert ähnlich wie ein Zwischenhändler (Finetrading) oder Factor (Reverse Factoring) und begleicht Ihre Rechnung bevor Sie diese zahlen müssen. Auf diese Weise verlängern Sie Ihr Zahlungsziel.

Was aber ist der Unterschied dieser beiden Varianten der Einkaufsfinanzierung?

Einkaufsfinanzierung (Finetrading):

  • Bei der Einkaufsfinanzierung schließen Sie als erstes eine grundsätzliche Vereinbarung der Zusammenarbeit mit einem Finetrader.
  • Dieser prüft selbstverständlich zunächst Ihre Bonität.
  • Dann erfolgt die Verhandlung zwischen Ihnen (Käufer) und ihrem Lieferanten.
  • Sie erhalten die Ware direkt vom Lieferanten.
  • Die Rechnung des Lieferanten geht aber an den Finetrader.
  • Dieser begleicht sie unmittelbar und stellt Ihnen eine Rechnung mit den vereinbarten Konditionen.
  • Sie begleichen die Rechnung an den Finetrader. Das Zahlungsziel beträgt oftmals 120 Tage.

Beim Reverse-Factoring oder euch Einkaufsfactoring erfolgt der Prozess der Einkaufsfinanzierung etwas anders.

Reverse-Factoring (Einkaufsfactoring):

  • Der Factor prüft zunächst einmal Ihre Bonität.
  • Anschließend schließt die Factoring-Gesellschaft als Factor mit Ihnen als Abnehmer einen Rahmenvertrag. Erst wenn erfolgreich eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen wurde, kann fortgefahren werden.
  • Sie informieren Ihren Lieferanten über den Rahmenvertrag.
  • Der Factor schließt einen Factoring-Vertrag mit dem Lieferanten ab.
  • Anschließend erfolgen sowohl die Warenlieferung als auch die Rechnungsstellung vom Lieferanten an Sie, den Kunden.
  • Sie stimmen der Abtretung Ihrer Verbindlichkeit gegenüber Ihrem Lieferanten an den Factor zu (Forderungsübertragung).
  • Der Verkauf der Forderung des Lieferanten erfolgt.
  • Der Factor zahlt die Rechnung in Ihrem Namen.
  • Sie begleichen Ihre Schuld gegenüber dem Factor innerhalb des definierten Zahlungsziels.

Wenn Sie als Kleinunternehmer also mit größeren Beständen und ausliegenden Waren arbeiten, dann können Ihnen sowohl das Reverse Factoring, als auch die Einkaufsfinanzierung /Finetrading) erleichtern.

Häufige Irrtümer über die Einkaufsfinanzierung

Ohne es jemals getestet zu haben, könnten Sie von vornherein denken, dass der gesamte Prozess der Einkaufsfinanzierung kompliziert ist. Wie sollen Sie einen vertrauenswürdigen Einkaufs-Finanzierer finden? Es ist nicht so komplex wie es sich anhört. Es gibt sehr viele Anbieter auf dem Markt. Nachdem Sie dann einen entsprechenden Partner zur Einkaufsfinanzierung gefunden haben, gilt es, zumindest die folgenden Punkte miteinander abzustimmen:
Zu kaufende Ware

  • Preis den Sie ausgehandelt haben
  • Den von Ihnen gewählten Lieferanten
  • Dauer der Kooperation
  • Zahlungsziel und Finetrading-Gebühr

 

Dann kann der Prozess in der Regel bereits wie oben beschrieben starten. Am Ende zahlen Sie mit einem verlängerten Zahlungsziel.

Jetzt mögen Sie der Meinung sein, dass die Einkaufsfinanzierung bei der aktuellen Zinslage teurer ist als ein Kredit bei der Bank. Grundsätzlich kann dies aber nicht bestätigt werden. Viele Angebote ermöglichen eine variable Rückzahlung der Verbindlichkeit. Je schneller Sie diese begleichen, desto weniger Gebühren zahlen Sie. Wer also davon ausgeht, dass er die Ware schnell umsetzen kann, der spart bei der Einkaufsfinanzierung gegenüber dem Firmenkredit von der Hausbank.

Ein weiterer gängiger Irrtum ist, dass Sie sich zwischen Einkaufsfinanzierung und Bankkredit entscheiden müssen, beides geht nicht. Dem ist aber nicht so. Zwar ist die Einkaufsfinanzierung eine Art der Fremdfinanzierung, aber es ist durchaus üblich, neben der Einkaufsfinanzierung auch einen Kredit aufzunehmen. Es kommt eigentlich eher auf einen optimierten Finanzierungsmix an.

Teilweise wird behauptet, „Einkaufs-Finanzierer wollen Sicherheiten“. Das stimmt nicht ganz. Selbstverständlich prüfen Einkaufs-Finanzierer Ihre Bonität bevor Sie einen Vertrag mit Ihnen eingehen, aber das ist auch schon alles an Sicherheit von seriösen Einkaufs-Finanzierern.

Auch International können Sie mit einem passenden Finanzierer als Finetrader oder Einkaufs-Factor eine Einkaufsfinanzierung ausüben.

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Die Vorteile und Nachteile der Einkaufsfinanzierung & des Reverse-Factoring im Überblick

Oben haben wir Ihnen bereits einen breiten Überblick über die Ausprägungen der Einkaufsfinanzierung gegeben. Wie sieht es für Sie als Unternehmer mit den Vor- und Nachteilen der Einkaufsfinanzierung und des Reverse-Factoring aus?

 

Vorteile der Einkaufsfinanzierung und des Reverse-Factoring

Der Vorteil, der am ehesten auf der Hand liegt, ist die Verlängerung des Zahlungszieles, obwohl der Lieferant unmittelbar bezahlt wird. Beide Seiten, Sie und Ihr Lieferant, verfügen länger oder schneller über liquide Mittel. Hierdurch können Sie unter Umständen andere Verbindlichkeiten begleichen, Skonti nutzen oder sich auch Zeit verschaffen, Ihre Verbindlichkeit durch Umsatzerlöse begleichen zu können. Das Zahlungsziel ist in der Regel flexibel gestaltbar, d.h., auch wenn Sie wider erwarten die Verbindlichkeit erst nach 150 statt 120 Tagen begleichen können, dann ist dies oftmals möglich, erhöht aber Ihre Kosten.

Während beim Warenhandel (Finetrading) jeder Deal gesondert ausgehandelt wird, wird beim Rechnungshandel (Reverse-Factoring) zur Einkaufsfinanzierung in der Regel zunächst ein Rahmenvertrag abgeschlossen. Viel Spielraum gibt es hier nicht mehr.

Gegenüber der Finanzierung mit einem Firmenkredit werden bei der Einkaufsfinanzierung die Verbindlichkeiten in der Bilanz als kurzfristige Verbindlichkeiten ausgewiesen. Dies wirkt sich auch positiv auf ihre Bonität aus.

Die Einkaufsfinanzierung eignet sich bereits für Einkaufslinien ab 20.000 Euro, Einzelrechnungen ab 2.500 Euro und Umsätzen ab 100.000 Euro. Diese Lösung ist oft auch schneller umzusetzen, weil keine Bonitätsprüfung des Lieferanten erfolgt.

Nachteile der Einkaufsfinanzierung und des Reverse-Factoring

Nachteile der Einkaufsfinanzierung sind:

  • Gerade bei später Zahlung sind die Kosten höher als bei einem Unternehmensdarlehen.
  • Das Finanzierungsvolumen ist oft begrenzt
  • Eine häufig aufwendige Implementierung in IT Systemen ist notwendig, wobei der Fortschritte und Innovationen dies sicherlich in Zukunft immer einfacher gestalten werden.

Das Reverse-Factoring hat ähnliche Nachteile und zudem:

  • Es wird die Bonität sowohl des Kunden als auch des Lieferanten geprüft. Dies macht den Prozess aufwendiger.
  • Der Rahmenvertrag gibt wenig Spielraum und zwingt der Bedienung über den Factor solange, bis der Rahmenvertrag ausgereizt ist.
  • Beim Reverse-Factoring gibt es Angebote oft erst ab 10.000.000 Euro Umsatz (teilweise vielleicht auch geringer). Hier lassen sich eher sehr große Mengen finanzieren. Für Kleinunternehmen ist dies daher meist uninteressant.

Wie Sie sehen, hat die Einkaufsfinanzierung und auch das Reverse-Factoring neben viele Vorteilen auch einige Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden müssen.

Die Kosten der Einkaufsfinanzierung (Finetrading)

Die Kostenstruktur bei der Einkaufsfinanzierung ist für jeden Anbieter anders. Allgemein wird ein prozentualer Wert des Handelswertes angesetzt. Dieser Zinssatz variiert einerseits nach der Einstufung Ihrer Bonität im Zusammenspiel mit dem Warenwert. Andererseits beeinflusst ihn auch die Dauer, für die Sie die Finanzierung benötigen. Je kürzer, desto günstiger. Allgemein liegt die Kostenhöhe für die Einkaufsfinanzierung mit einem Zahlungsziel von 120 Tagen heutzutage zwischen etwa 1,5 Prozent und 3 Prozent des Warenwertes, je nach Anbieter und Bonität Volumen Verhältnis.

Wenn Sie Ihre Verbindlichkeiten gegenüber dem Partner der Einkaufsfinanzierung innerhalb der ersten 30 Tage begleichen, dann können die Kosten bei vielen Anbietern sogar komplett wegfallen. Zumindest sind sie aber günstiger als beim Kredit. Zwischen 31 und 120 Tagen ist der zu entrichtende Zins in der Regel geringer. Für jeden Monat den Sie später als 120 Tage zahlen wird es einen Aufschlag geben, Je nach ausgehandeltem Angebot kann der Aufschlag beispielsweise bei je 0,25% (absolut mehr), oder sogar höher liegen. Bei manchen Anbietern kann über einen Zeitraum von 12 Monaten sogar ein Zinssatz von mehr als 20 Prozent erreicht werden.

Für einen Finanzierungsbedarfs des Einkaufs in Höhe von 25.000 Euro ergeben sich über einen Zeitraum der Finanzierung von 120 Tagen also Kosten zwischen 375 und 750 Euro. Schlimmstenfalls, wenn Sie den Ausgleich der Verbindlichkeit erst nach 12 Monaten schaffen könnten Kosten von etwa 5.000 Euro anfallen, aber auch mehr oder weniger, je nach Anbieter.

Wie Sie sehen, würde sich eine Umschuldung in einen langfristigen Unternehmenskredit lohnen, sobald absehbar ist, dass es mit dem Begleichen der Verbindlichkeit doch nicht so schnell klappt. Schließlich steigen die Kosten bei manchen Anbietern sehr stark an.

Der Einkaufsfinanzierung-Vergleich bei FinCompare

Auch für eine Einkaufsfinanzierung lohnt sich der Vergleich. Wir beraten Sie gerne zu allen Möglichkeiten und finden für Sie das passende Finanzierungsangebot. Wenn es um die höchste Flexibilität und kurzfristige Überbrückungen geht, dann könnte es sinnvoll sein, die gängigen Konditionen für Ihr Unternehmen zu prüfen.

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