Einordnung der Amortisation in die Investitionsrechnung
Die Amortisationsrechnung gehört zu den in der Investitionsrechnung angewandten Verfahren. Neben der Amortisationsrechnung werden dort auch die Kostenvergleichsrechnung, die Gewinnvergleichsrechnung und die Rentabilitätsvergleichsrechnung angewandt.
- Amortisationsrechnung
- Kostenvergleichsrechnung
- Gewinnvergleichsrechnung
- Rentabilitätsvergleichsrechnung
Die Amortisationsrechnung verwendet Einzahlungen und Auszahlungen als Rechengrößen. Sie bezieht sich auf typischerweise mehrere Planungsperioden. Demgegenüber rechnen Gewinnvergleichsrechnung und Rentabilitätsvergleichsrechnung mit Kosten und Leistungen und beziehen sich auf eine Planungsperiode. Die Kostenvergleichsrechnung rechnet ausschließlich mit den Kosten und verwendet ebenfalls nur eine Planungsperiode.Anders als die drei anderen Berechnungen, basiert die Amortisationsrechnung auf erwarteten Einzahlungsüberschüssen. Eine Investition ist im Hinblick auf die Zahlungsstruktur typischerweise von einer Anschaffungsauszahlung und darauf folgenden Einzahlungsüberschüssen gekennzeichnet. Diese Einzahlungsüberschüsse können in zusätzlichen Erlösen und/oder verringerten Kosten bestehen.Ein Beispiel: Ein Unternehmen erwägt 100.000 Euro in Energiesparmaßnahmen zu investieren. Durch die Maßnahmen können monatliche Einsparungen in Höhe von 1.500 Euro bei Strom und Heizung realisiert werden. Die jährliche Ersparnis beträgt somit 18.000 Euro. Die Investition amortisiert sich somit im Laufe des sechsten Jahres. Nach sechs Jahren wurden 108.000 Euro eingespart.
Ganz vollständig ist diese Rechnung jedoch nicht. Das Unternehmen muss für die 100.000 Euro einen Kredit aufnehmen und Zinsen zahlen. Deshalb fallen auch während der folgenden Perioden Kosten an. Zinsen müssen auch dann berücksichtigt werden, wenn die Investition aus Eigenkapital finanziert wird. Dann muss ein kalkulatorischer Zinssatz angesetzt werden. Stehen mehrere Investitionen zur Auswahl, ist grundsätzlich jene mit der kürzeren Amortisationsdauer vorteilhaft. Generell kann sich eine Investition nur lohnen, wenn die Amortisation vor dem beabsichtigten Ende der Nutzungsdauer involvierter Vermögensgegenstände erfolgt.
Dynamische und statische Amortisationsrechnung
Es gibt grundsätzlich zwei Methoden zur Amortisationsrechnung: Die Durchschnitts- und die Kumulationsmethode. Die Durchschnittsmethode bildet Durchschnitte der Mittelrückflüsse verschiedener Perioden und wendet diese Durchschnitte dann auf alle Perioden an. Hier besteht ein Problem darin, dass die zeitliche Struktur der Mittelzuflüsse nicht berücksichtigt wird.
Bei der Kumulationsmethode werden dagegen die geschätzten Rückflüsse einzelner Perioden genauer berücksichtigt. Die Mittelrückflüsse werden so lange kumuliert, bis die Amortisation erreicht ist. Dadurch lässt sich der Amortisationszeitpunkt genauer bestimmen als mit der Durchschnittsmethode. Insbesondere ist es möglich, bei der kombinierten Anschaffung verschiedener Güter die einzelnen Amortisationszeitpunkte für jedes Gut zu bestimmen. Bei der Durchschnittsmethode, die sowohl die Investitionen in die beiden Güter als auch die Mittelrückflüsse aus beiden Gütern addiert, erfolgt die Bestimmung sehr viel unpräziser.
Die Kapitalwertmethode zur Bewertung von Investitionen
Häufiger als die Amortisationsrechnung im engeren Sinne wird die Kapitalwertmethode zur Bewertung von Investitionen eingesetzt. Diese berücksichtigt Zinsen sowie die zeitliche Struktur der Einzahlungen und Auszahlungen. In einer Welt mit Zinsen sind Einzahlungen, die erst nach sehr langer Zeit erfolgen, weniger wert als zeitnah eingehende Einzahlungen. Die Kapitalwertmethode verwendet deshalb nicht die absoluten Beträge der Einzahlungen und Auszahlungen, sondern lediglich die Barwerte.
Der Barwert ist der auf den Berechnungszeitpunkt diskontierte (abgezinste) Betrag einer Summe. Ein kleines Beispiel zum besseren Verständnis: Das heißt, wenn beispielsweise in genau drei Jahren ein Einzahlungsüberschuss von 10.000 Euro erfolgen würde, muss dieser mit dem gewählten Zinssatz (z.B. 3 %) abgezinst werden, um zu erfahren, wie viel die 10.000 Euro heute tatsächlich wert wären: 10.000/(1+0,03)^3 = 9.151,42 Euro. Der Kapitalwert unserer Berechnung beträgt somit 9.151,42 Euro.
Bei einem positiven Kapitalwert ist eine Investition grundsätzlich vorteilhaft. Stehen mehrere Investitionen zur Auswahl, ist diejenige mit dem höchsten Kapitalwert zu bevorzugen.
Die Kapitalwertmethode wird mit einem Kalkulationszinssatz (Zinsfuß) durchgeführt. Dieser ermöglicht es Unternehmen, ihre eigene Rentabilität bei Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen. Wird zum Beispiel Eigenkapital für eine Investition eingesetzt, kann für dieses eine Mindestrendite „vorgeschrieben“ werden. Dies erhöht die Anforderungen an eine Investition und verhindert, dass Eigenkapital zu einem zu schlechten Zinssatz angelegt wird.