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Eigenkapitalquote – Tipps zur Berechnung, Interpretation und positiven Beeinflussung

Die Eigenkapitalquote ist eine der wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen für Unternehmer.
Spätestens wenn Sie einen neuen Kredit beantragen möchten, wird der Wert zur Überprüfung Ihrer Kreditwürdigkeit herangezogen. Doch auch für Sie als Unternehmer kann die Berechnung aufschlussreich sein. In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Quote berechnet wird, welche Bedeutung die Kennzahl für Ihr Unternehmen hat und welche Maßnahmen Sie treffen können, um den Wert zu verbessern.

Was sagt die Eigenkapitalquote aus?

Die Eigenkapitalquote beschreibt das Verhältnis des Eigenkapitals eines Unternehmens zu dessen Gesamtkapital beziehungsweise dessen Bilanzsumme.

Was auf den ersten Blick kompliziert wirken mag, verhält sich eigentlich ziemlich simpel: Jedes Unternehmen verfügt über ein gewisses Kapital, also eine bestimmte Menge an finanziellen Mitteln, die innerhalb des Unternehmens eingesetzt werden. Das Kapital entspricht dem Vermögen eines Unternehmens, wobei Kapitalpositionen auf der Passivseite der Bilanz stehen und die Vermögensgüter auf der Aktivseite.
Ein Teil des Gesamtkapitals kommt in der Regel aus Fremdkapital, das sind die ausgewiesenen Schulden der Unternehmung. Hierunter fallen laufende Kredite, Rückstellungen, Darlehen und andere Kapitalpositionen, die vom Gewinn des Unternehmens unabhängig laufen und mit Rückzahlungsforderungen verbunden sind.
Der restliche Teil des Gesamtkapitals ist Eigenkapital. Das sind alle Kapitalpositionen, mit denen ein Unternehmen für seine Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern haftet. Dieser Teil umfasst jene finanziellen Mittel, die vom Unternehmer selbst oder von anderen Gesellschaftern zur Finanzierung der Unternehmung eingebracht werden sowie der wirtschaftliche Gewinn, der direkt im Unternehmen belassen wird.

Die Eigenkapitalquote sagt also aus, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals ist. Doch was genau bedeutet das nun für Ihr Unternehmen?

Stellen wir uns hierfür einmal die beiden Extremfälle vor:

Die Bäckerei von Herrn Weizen hat eine Quote von 0. Das bedeutet, dass Herr Weizen sämtliche Einlagen aus Fremdkapitalmitteln tätigt, also zum Beispiel mithilfe von Krediten. Sobald Herr Weizen nun auch nur ein Brötchen weniger verkauft als er angenommen hat, kann er die gegen ihn bestehenden Forderungen nicht mehr ausgleichen. Eine Bank täte extrem schlecht daran Herrn Weizen einen Kredit zu genehmigen. Zudem sollte Herr Weizen dringend sein Geschäftsmodell überdenken.

In der Brauerei von Herrn Pils hingegen liegt die Quote bei 1. Herr Pils hat keinerlei Schulden, sämtliche Mittel für die Vermögensgüter stammen aus Eigenkapital. Die Brauerei von Herrn Pils wirft also entweder extrem gute Gewinne ab, die Herr Pils in seinem Unternehmen belässt oder aber Herr Pils hat ein hohes Privatvermögen, das er bereit ist in seine Firma zu investieren. In diesem Fall wird die Bank Herrn Pils gerne ein Kreditangebot unterbreiten, da das Risiko eines Zahlungsausfalls entsprechend gering ist.

Grundsätzlich gilt: Je höher die Eigenkapitalquote, desto geringer ist das Risiko für Gläubiger. Ein hoher Anteil an Eigenkapital wirkt sich also positiv auf ein Unternehmen und dessen externe Bewertung aus.

Anhand der fiktiven Beispiele lässt sich jedoch auch nachvollziehen, dass die Kennzahl allein nicht sonderlich aussagekräftig ist. Stellen Sie sich hierfür einmal vor, dass Herr Pils in seiner Brauerei bisher nur ein einziges Bier pro Jahr hergestellt hat, für dessen Produktion er genug Eigenkapital zur Verfügung hatte. Nun beantragt er bei der Bank allerdings einen Kredit über 100.000 Euro, um seine Produktion auszubauen. In diesem Fall sagt die Quote herzlich wenig darüber aus, wie groß das Risiko für die Bank tatsächlich ist.

Die Eigenkapitalquote muss also immer in Bezug zur Betriebsgröße gesetzt werden, aber auch der Wirtschaftszweig und die Rechtsform eines Unternehmens können einen enormen Einfluss auf die Höhe des Wertes haben.

Warum ist die Kennzahl wichtig?

Wie Sie bereits gesehen haben, wird die Eigenkapitalquote von Gläubigern, Kreditinstituten und Ratingagenturen herangezogen, um einzuschätzen, wie hoch das finanzielle Risiko eines Unternehmens ist.

Für Gläubiger ist die Kennzahl wichtig, um das Risiko eines möglichen Zahlungsausfalls des Schuldners beurteilen zu können. Für Sie als Unternehmer spielt die Kennzahl eine wichtige Rolle, da von ihr die Entscheidung abhängt, ob ihr Unternehmen als kreditwürdig eingestuft wird oder nicht.

Darüber hinaus können Sie jedoch auch unternehmensintern von der Berechnung der Quote profitieren. Unternehmen mit einem angemessenen Eigenkapital sind stabil gegenüber Liquiditätsengpässen und somit auch für Krisenzeiten besser gewappnet. Den Anteil des Eigenkapitals möglichst hochzuhalten liegt also auch in Ihrem persönlichen Interesse als Unternehmer.
Es lohnt sich zudem die Quote heranzuziehen, um Finanzierungsentscheidungen abzuwägen oder im Hinblick auf Ihre aktuelle wirtschaftliche Lage zu überprüfen. Die Berechnung sollten Sie am besten jedes Jahr im Rahmen der Bilanzanalyse durchführen (lassen), um die Wirtschaftlichkeit Ihres Unternehmens kontinuierlich zu überprüfen und die Tätigung größerer Investitionen richtig zu timen.

Was ist eine gesunde Eigenkapitalquote?

Anhand der Ein-Bier-Brauerei von Herrn Pils haben Sie bereits gesehen, dass der berechnete Wert stets kontextuell interpretiert werden muss. Theoretiker aus der Betriebswirtschaftslehre sind sich daher einig, dass es keine sinnvolle Obergrenze für den Verschuldungsgrad gibt beziehungsweise es kein herleitbares Optimalverhältnis von Fremd- zu Eigenkapital gibt. Dennoch wird in der Finanzwelt immer wieder von einer gesunden oder auch angemessenen Eigenkapitalquote gesprochen. Was verbirgt sich nun dahinter und wie können Sie selber eine Einschätzung zu Ihrer Bilanzanalyse vornehmen?

 
 

Eine Faustformel besagt, dass die Eigenkapitalquote einen Wert von 0,33 nicht unterschreiten sollte. Das ist der Fall, wenn das Fremdkapital in Ihrem Unternehmen maximal doppelt so hoch ist wie das Eigenkapital.

Für eine genauere Einschätzung lohnt es sich die eigene Kapitalstruktur mit der von ähnlichen Betrieben hinsichtlich Branche und Unternehmensgröße zu vergleichen. Das bietet sich im Übrigen auch an, um Ihre Wettbewerbsfähigkeit zu überprüfen.

 

Auch wenn betriebswirtschaftliche Kennzahlen helfen können, um die Finanzstruktur Ihres Unternehmens darzustellen – vergessen Sie nicht den Inhalt hinter der abstrakten Zahl zu berücksichtigen:
Wie hoch ist Ihr Gesamtkapital? Stehen Sie mit Ihrem Unternehmen noch am Anfang? Wie stabil ist der Umsatz Ihres Unternehmens? Welche Entwicklungen und Ereignisse könnten dazu führen, dass Ihr Umsatz einbricht? Wie könnte sich eine bestimmte Investition, die Sie gegeben Falls nur mithilfe eines Kredits leisten können, auf die Umsatzrendite auswirken?
All diese Fragen sollten Sie gründlich beleuchten, um zu entscheiden, wie viel Eigenkapital in Ihrer individuellen Situation vorhanden sein sollte.

 

So berechnen Sie die Eigenkapitalquote Ihres Unternehmens

Die tatsächliche Berechnung der Eigenkapitalquote ist denkbar einfach. Hierzu bilden Sie den Quotienten aus dem vorhandenen Eigenkapital und dem Gesamtkapital, sprich der Bilanzsumme. Der etwas kniffligere Teil besteht oftmals darin herauszufinden welche Mittel als Eigen- und welche als Fremdkapital angerechnet werden. Vor allem bei größeren Unternehmen mit einer komplexen Kapitalstruktur kann es eine Weile dauern, um die verschiedenen Kapitalpositionen aufzulisten und entsprechend zuzuordnen.

Um herauszufinden, ob eine bestimmte Position dem Eigen- oder dem Fremdkapital zugeordnet wird, hilft es sich die folgenden drei Fragen zu stellen:

1. Kann das Mittel zur Haftung bei Verbindlichkeiten des Unternehmens herangezogen werden?

  • Lautet die Antwort ja, so handelt es sich um Eigenkapital.

2. Ist das finanzielle Mittel von dem Gewinn meiner Unternehmung abhängig?

  • Eigenkapital ist in der Regel gewinnabhängig, wohingegen Fremdkapital nicht vom Gewinn abhängt.

3. Wird das Mittel befristet zur Verfügung gestellt?

  • Für Fremdkapital gibt es in den allermeisten Fällen Fristen, die zwischen dem Schuldner und dem Gläubiger vereinbart werden. Bei einem Kredit zum Beispiel entspricht dies der Laufzeit.

4. Hat der Kapitalgeber Mitspracherecht im Unternehmen?

  • Investoren, die einer Unternehmung Eigenkapital zur Verfügung stellen, tun dies in der Regel nur, wenn sie in einem gewissen Rahmen Einfluss auf die Unternehmensführung nehmen können. Ein Kreditinstitut hingegen hat keinerlei Mitspracherechte im Unternehmen.

Pauschal lassen sich folgende finanziellen Mittel dem Fremdkapital zuordnen:
– Kredite
– Darlehen
– Rückstellungen
– Anleihen

Zu den Eigenkapitalpositionen gehören unter anderem:
– Gezeichnetes Kapital
– Kapitalrücklage
– Gewinnrücklage
– Jahresüberschuss

Folgen einer schlechten Eigenkapitalquote/strong>

 

Wenn der Anteil an Eigenkapital zu gering ist, bedeutet das nicht nur, dass die Kreditwürdigkeit des Unternehmens angezweifelt wird. Sie können die Kennzahl als Indikator dafür sehen, dass die Kapitalstruktur des Unternehmens unausgewogen ist. Es besteht die Gefahr einer Überschuldung und der Zahlungsunfähigkeit.

Ein Unternehmen mit geringem Eigenkapital ist in besonderem Maße von einem stabilen Umsatz abhängig. Sobald die Absatzmenge aufgrund von wirtschaftlichen Schwankungen unerwartet sinkt oder aber ein Kostenfaktor entsteht, der so nicht absehbar war, kann ein Liquiditätsengpass entstehen, der die gesamte Unternehmensfinanzierung ins Wanken bringt.

Auch wenn sich die Risiken verschiedener Branchen deutlich voneinander unterscheiden, gibt es faktisch keine Branche, die vor solch unerwarteten Schwankungen sicher ist. Ein Beispiel liefert hier die Eurokrise. Vor der Bankenkrise galt der Handel mit europäischen Staatsanleihen als absolut sicher und es wurden quasi keine Eigenkapitalreserven gefordert. Dadurch waren die Banken nicht dazu in der Lage sich selber aufzufangen, was beinahe den weltwirtschaftlichen Kollaps herbeiführte.

Ein guter Eigenkapitalanteil ist also essenziell für eine solide Finanzplanung. Doch was können Sie tun, wenn der Anteil in Ihrem Unternehmen zu niedrig ausfällt?

So können Unternehmen die Eigenkapitalquote positiv beeinflussen – 3 Tipps

Mathematisch betrachtet ergeben sich zwei Möglichkeiten, um die Eigenkapitalquote zu erhöhen. Entweder Sie erhöhen das vorhandene Eigenkapital oder Sie verringern das Fremdkapital.
Wir zeigen Ihnen drei Tipps, wie Sie das konkret umsetzen können.

Tipp 1: Gewinne im Unternehmen belassen

Die einfachste Variante, um das Eigenkapital zu erhöhen, besteht darin die Gewinne im Unternehmen zu belassen (sogenannte Selbstfinanzierung). Hierdurch wird das Eigenkapital real erhöht; indem Sie dieses zur Tilgung von Verbindlichkeiten einsetzen, bleibt die Bilanzsumme gleich und die Quote steigt.
Für die meisten Unternehmen ist das langfristig das Ziel. Kurzfristig lassen sich die Gewinne aber oftmals nicht entsprechend steigern, vor allem bei expandierenden Unternehmen mit größeren Investitionen.

Tipp 2: Fremdkapital abbauen mit der Veräußerung von Unternehmenseigentum

Dieser Praxistipp bietet sich in erster Linie für größere Unternehmen an, die zum Beispiel über eigene Immobilien oder einen Fuhrpark verfügen. Um Barmittel verfügbar zu machen, verkaufen Sie die Immobilien beziehungsweise die Fahrzeuge. Mit dem Erlös tilgen Sie Verbindlichkeiten Ihres Unternehmens, sodass Sie Fremdkapital abbauen und die Bilanzsumme verringern. Für die Nutzung der Immobilien wird ein Mietverhältnis ausgehandelt oder die Fahrzeuge werden entsprechend geleast.

Aber Vorsicht: Von Ratingagenturen werden die Bilanzsummen in der Regel bereinigt, sodass auch nicht bilanziertes Leasingvermögen entsprechende Berücksichtigung in der Berechnung findet.

Tipp 3: Gesellschafterdarlehen in Eigenkapital umwandeln

Viele Unternehmer leihen Ihrem Unternehmen in schwierigen Zeiten privat Geld, in Form von sogenannten Gesellschafterdarlehen. Grundsätzlich werden diese als Fremdkapital angerechnet, da es sich um Darlehen handelt. Sofern der Gesellschafter allerdings eine Rangrücktrittserklärung unterschreiben und damit mit seinen Forderungen hinter alle anderen Gläubiger des Unternehmens zurücktritt, wird das Darlehen als „eigenkapitalähnliches Mittel“ anerkannt. Hierdurch können Sie Fremdkapital in Eigenkapital umwandeln und damit die Quote Ihres Unternehmens effektiv steigern.

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