Bilanzverlängerung
Welche Bilanzveränderungen gibt es?
Bei jeder Buchung sind zwei Konten betroffen. Dabei kann es sich grundsätzlich um zwei Aktivkonten, zwei Passivkonten und um jeweils ein Aktiv- und ein Passivkonto handeln. Daraus ergeben sich formal vier Möglichkeiten für Bilanzveränderungen. Dabei handelt es sich um Aktivtausch, Passivtausch, Aktiv-Passivmehrung und Aktiv-Passivminderung.
Ein Aktivtausch betrifft ausschließlich die Aktivseite. Die Bilanzsumme ändert sich dadurch nicht. Jeder simple Zahlungseingang eines Kunden stellt einen Aktivtausch dar. Der Posten „Forderungen aus Lieferungen und Leistungen“ verringert sich. Dagegen wächst der Posten „Bankguthaben“. Ein Passivtausch funktioniert nach demselben Prinzip auf der anderen Seite der Bilanz. Ein Beispiel dafür ist die Emission einer Anleihe durch ein Unternehmen zum Zwecke der Ablösung eines Kredits.
Bei einer Aktiv-Passivmehrung wächst die Bilanzsumme. Ein Beispiel ist die Anschaffung eines Fuhrparks (Aktivseite) mit einem neuen Bankkredit (Passivseite). Bei einer Aktiv-Passivminderung schrumpft die Bilanzsumme. Ein Beispiel: Der Verkauf eines Gebäudes und die anschließende Tilgung des zugehörigen Immobilienkredits.
Wann kommt es zu einer Bilanzverlängerung?
Zu einer Bilanzverlängerung kommt es bei Geschäftsvorfällen, die die Bilanzsumme erhöhen. Eine Bilanzverlängerung kann sich sowohl positiv als auch negativ auf wichtige Bilanzkennzahlen wie zum Beispiel die Eigenkapitalquote auswirken.
Bei einer Bilanzverlängerung kommt es auf der Aktiv- und Passivseite zu einem äquivalenten Anstieg der summierten Posten.Ein Beispiel: Ein Unternehmen weist eine Bilanzsumme in Höhe von 5 Millionen EUR aus. Um einen neuen Fuhrpark zu finanzieren, nimmt es einen Kredit in Höhe von 500.000 EUR auf und schafft damit 20 Fahrzeuge an. Der Kredit wird auf der Passivseite bilanziert, die Fahrzeuge auf der Aktivseite. Die Bilanzsumme ist durch den Geschäftsvorfall um 10 % auf 5,5 Millionen EUR gestiegen.
Bilanzverlängerung – Auswirkungen
Eine Bilanzverlängerung kann wichtige Kennzahlen wie zum Beispiel die Eigenkapitalquote signifikant verändern.
Beispiel: Ein Unternehmen mit einer Bilanzsumme in Höhe von 10 Million EUR verfügt über 20 % bzw. 2 Millionen EUR Eigenkapital. Das Unternehmen finanziert anschließend Immobilien im Wert von 10 Million EUR über einen Kredit. Die Bilanzsumme steigt dadurch auf 20 Millionen. Das Eigenkapital ist konstant bei 2 Millionen EUR geblieben. Die Eigenkapitalquote ist dagegen auf 10 % gesunken.
Aufgrund der mitunter negativen Effekte der Bilanzverlängerung setzen viele Unternehmen auf bilanzneutrale Anschaffungen. Diese sind z. B. mit Leasing möglich. Wird ein Vermögensgegenstand geleast anstatt gekauft, verbleibt er in der Bilanz des Leasinggebers. Der Leasingnehmer muss es weder aktivieren noch Abschreibungen vornehmen.